Die New Yorkerin Barbara Gladstone war die Galeristin schlechthin. An erster Stelle war sie Advokatin der Künstlerinnen und Künstler, und auch auf ästhetisch ungesichertem Terrain war sie sich sicher. Eine der besonderen Privilegien ihres Tuns sei für sie, im Entstehungsprozess von Kunstwerken dabei sein zu dürfen, wenn die Idee noch ein Samenkorn ist, verriet sie der Journalistin Charlotte Burns noch in diesem Frühjahr.
Ihre erste New Yorker Galerie gründete sie 1980, nachdem sie zuvor eher aus Zufall mit Drucken gehandelt hatte. "Ich habe mich in gewisser Weise selbst erfunden, ich hatte kein Modell, ich hatte noch nie in einer Galerie gearbeitet. Mir fehlte die Erfahrung. Ich habe nie für jemand anderen gearbeitet, was ich mein ganzes Leben lang bedauert habe", sagte sie.
Auf ihren Instinkt konnte sie sich immer verlassen. Matthew Barney hielt bereits 1991 eine heute als ikonisch geltende Performance bei ihr ab, Jenny Holzer hatte eine ihrer ersten Ausstellungen bei Gladstone, auch eine jüngere Generation wie Ed Atkins oder Cyprien Gaillard vertrauen der Galerie. Genauso sicher war sie sich bei Entscheidungen, die ihre Dependancen betrafen. Nachdem sie aus ihrem zweiten Standort in SoHo vertrieben wurde, erfand sie mit zwei weiteren Galerien die New Yorker Gegend Chelsesa als neues Kunstquartier. Auch, weil sie die großen Tore der ehemaligen Lagerhäuser für ihre größer und größer werdenden Skulpturen praktisch fand. "Ich möchte mit dem Truck hineinfahren können", soll sie gesagt haben.
"Ich denke, es wird gut gehen"
Die Galerie von Gavin Brown, jetzt Partner bei Gladstone neben Senior Partner Max Falkenstein, ging in ihrem Hause auf und brachte Künstler wie Thomas Bayrle mit. Doch auf das große Expansions-Spiel verzichtete Gladstone bewusst und beließ es bei Niederlassungen in Chelsea und der Upper East Side, einer Dependance in Los Angeles und einer in Seoul.
Barbara Gladstone verriet Anfang des Jahres auf die Frage nach der Zukunft: "Ich denke, es wird gut gehen, weil ich glaube, dass diese Leute jetzt alle sehr gut zusammenarbeiten. Ich gehe nicht mehr auf Kunstmessen. Sie kommen auch ohne mich sehr gut zurecht. Jeder hat seine eigenen Beziehungen zu den Künstlern und zu den Sammlern aufgebaut. Diese Dinge sind größer als eine Person. Viel größer."Barbara Gladstone starb am 16. Juni im Alter von 89 Jahren in Paris.