"Die Berichterstattung der ZEIT ist falsch und irreführend, ich bin erschüttert", heißt es in einer Stellungnahme vom Freitagabend. "Mit einer Suggestivfrage in der Überschrift werden alte Gerüchte wiederholt, neue unbelegt gestreut." In dem Artikel aus der "Zeit"-Ausgabe vom Donnerstag berichten zehn Frauen, zum Teil anonym, von übergriffigem Verhalten des 41-Jährigen.
"Das, was dieser Artikel ausgelöst hat, wird nicht mehr weggehen, aber ich habe nach vielen Gesprächen mit Familie und Freunden entschieden, mich zu wehren, indem ich mich öffentlich äußere und natürlich auch juristisch", schreibt König jetzt. Bereits nach Veröffentlichung des Artikels hatte er die Vorwürfe zurückgewiesen.
In seiner Stellungnahme wirft der Galerist den Autorinnen des "Zeit"-Artikels Voreingenommenheit und Nachlässigkeit vor: "Zeugen, Fakten und Informationen haben die ZEIT offenbar nicht interessiert." Gespräche mit ihm seien abgebrochen worden, zu kurze Fristen für Fragebögen und Autorisierungen gesetzt, es seine suggestive Fragen gestellt worden. Johann König behauptet zudem, dass "Die Zeit" nicht aus einem anonymen Schreiben aus dem Jahr 2019 hätte zitieren dürfen, in dem dem Galeristen Fehlverhalten vorgeworfen wurde. Gegen die Verfasserin oder den Verfasser des Brandbriefes werde staatsanwaltlich ermittelt, so König.
"Die Vorfälle haben definitiv nicht in der beschriebenen Form stattgefunden"
"Sämtliches angebliches Verhalten, das mir in dem ZEIT-Artikel vorgeworfen wird, fand laut des Artikels vor fünf Jahren ausschließlich im Nachtleben statt", heißt es weiter. "Die Vorfälle haben definitiv nicht in der beschriebenen Form stattgefunden. Rückblickend kann ich mir aber vorstellen, dass meine ausschweifende und impulsive Art zu feiern, zu tanzen und zu sprechen, die Kombination aus Party oder Nachtclubatmosphäre, überfüllten Räumen, Alkohol, Dunkelheit, meinem schlechten Sehen (seit einem Unfall in meiner Kindheit ist mein rechtes Auge blind, und sehe ich nur 20-30% auf dem linken Auge), dazu geführt haben kann, dass sich Frauen oder auch Männer von mir bedrängt gefühlt oder ich sogar als übergriffig empfunden wurde. Dies kann ich nicht im Konkreten rekonstruieren, aber es scheint mir möglich. Was ich jedoch sicher weiß, ist, dass ich in diesen Momenten niemals absichtsvoll handelte, niemals jemanden gegen seinen Willen geküsst, niemals eine Zurückweisung nicht respektiert, ein Nein nicht akzeptiert habe. Diese Grenze habe ich zu keiner Zeit überschritten."
Die Stellungnahme endet mit einer Entschuldigung: "Sollte ich durch mein Verhalten jemandem in der beschriebenen Form zu nah gekommen sein, ist mir das sehr unangenehm, bedauere ich das zutiefst und möchte ich mich in aller Form entschuldigen."
In dem Artikel aus der "Zeit"-Ausgabe 36/2022 (hier online zugänglich) berichten mehrere Frauen, zum Teil anonym, von übergriffigem Verhalten des Galeristen. So erzählt eine Berliner Architektin von einem "überrumpelnden" Kuss von König nach einem Restaurant-Abend. Während der Pariser Kunstmesse Fiac 2017 habe er auf Partys mehrere Frauen begrapscht und festgehalten, eine von ihnen habe er gewaltsam in eine Toilettenkabine zu drängen versucht. Außerdem soll er Frauen gegenüber seine Machtposition im Kunstmarkt missbraucht und auch in Arbeitskontexten anzügliche Bemerkungen gemacht haben.
Johann König gehört zu den bekanntesten deutschen Galeristen und betreibt Standorte in Berlin, Wien und Seoul. Außerdem ist er im Handel mit digitalen NFT-Kunstwerken aktiv. 2019 erschien seine Autobiografie "Blinder Galerist".