Kampf der Kunstmessen

Frieze verleibt sich Armory Show und Expo Chicago ein

Der Kampf der Giganten ist in vollem Gange und wird über alle Kontinente ausgetragen. Die Frieze schluckt die einzigen bedeutenden Regionalmessen für zeitgenössische Kunst in den USA, die Armory Show in New York und die Expo Chicago

Die Armory Show stand schon länger zum Verkauf durch den bisherigen Eigentümer Merchandise Mart Properties, Inc. Das Unternehmen ist nach dem gleichnamigen Kaufhaus in Chicago benannt, das 1930 das größte Gebäude der Welt war. Hier fand auch die Art Chicago statt, die das Unternehmen allerdings herunterwirtschaftete, jedoch nicht ohne zuvor 2007 die Armory Show zu kaufen. 2012 trat dann Tony Karman mit der Expo die Nachfolge in Chicago an. Die Medienunternehmerin Louise Blouin (ehemals Artinfo.com) wiederum soll schon zweimal unterschriftsreife Verträge für die Armory Show haben platzen lassen. Jetzt verleibt sich die Frieze also beide Messen ein. Karman und die New Yorker Direktorin Nicole Berry (die zuvor VIP Representative bei Karman war) sollen ihre jeweiligen Positionen behalten und beide Messen unter ihren angestammten Marken weiterführen.

Nachdem die Art Basel mit der Verdrängung der Fiac durch die Paris+ par Art Basel in Europa den Anfang gemacht hat, holen die Londoner jetzt also zum Gegenschlag aus. Beide Kolosse schlagen jeweils dort zu, wo der andere Schwäche zeigt. Während die Frieze durch den Brexit den Anschluss an das europäische Festland zu verlieren droht, stehen die Schweizer mit Miami jetzt auf alleine auf weiter Flur. Von der Ostküste (Frieze New York und Armory Show), über den Mittelwesten (Expo Chicago) bis an die Westküste (Frieze LA) beherrscht die Frieze nunmehr den US-amerikanischen Markt.

Art Basel in Bedrängnis

Möglich gemacht hat das der Einstieg des Unterhaltungs- und Eventkonzerns Endeavor, zu dessen Tochter IMG sowohl die Zeitschrift "Frieze", als auch die gleichnamigen Messen gehören. CEO der Frieze ist seit 2020 der Medienprofi Simon Fox, unter dessen Ägide die Premiere der Frieze Seoul in Korea im letzten Jahr fällt. Dort ist die Art Basel bereits seit 2013 mit der Art Basel / Hong Kong vertreten. In Asien wächst jedoch seit einiger Zeit ein neuer Wettbewerber heran, der mit Taipei Dangdai, India Art Fair, Art SG in Singapur und neuerdings Tokyo Gendai über einen ganzen Strauß von Messen verfügt. Das Trio Tim Etchells, Sandy Angus und Will Ramsay berteibt in unterschiedlichen Konstellationen zudem noch die Volta-Messen in Basel und New York sowie die Art Düsseldorf.

Auf der Strecke zu bleiben droht die Tefaf, deren Expansion von Maastricht nach New York nur als bedingt geglückt gelten muss und die sich in Managementfehlern und häufigen Personalwechseln selbst aufzureiben droht. Lediglich hier könnte die Art Basel noch ein lohnendes Übernahmeziel finden. Das setzt allerdings voraus, dass MCH-Großaktionär James Murdoch noch einmal seine Brieftasche öffnet. Ansonsten könnte es tatsächlich sein, das die Art Basel die Spitzenposition unter den Kunstmessekonzernen an die Frieze verliert.