Medienbericht

Frauen werfen Künstler Chuck Close sexuelles Fehlverhalten vor

Laut einem Bericht der amerikanischen Nachrichtenseite "Huffington Post" werfen mehrere Frauen Chuck Close sexuelles Fehlverhalten vor. Der Anwalt des US-Künstlers hält die Vorwürfe für gegenstandslos, da es zu keinerlei körperlichen Berührungen gekommen sei

Beide Frauen erzählten der "Huffington Post" unabhängig voneinander, dass sie von dem heute 77-Jährigen in sein Atelier eingeladen wurden, um für ihn Modell für Porträts zu stehen, wie sie sich geehrt fühlten durch das Angebot, dann aber geschockt waren von den Anzüglichkeiten, die Close von sich gegeben habe. Es sei zwar nie zu körperlichen Kontakt gekommen, aber dennoch fühlten sich die beiden Frauen betrogen und erschüttert. Sie wollten nun ihre Erfahrungen teilen "aus Solidarität mit den zahllosen Frauen, die stillschweigend Missbrauch, Belästigung und Diskriminierung hinnehmen müssen".

Nach Angaben einer der Frauen habe Close sie gebeten, sich auszuziehen und sie gefagt, ob er sie berühren dürfe. Auch die andere Frau, die Künstlerin Julia Fox, wurde 2013 gebeten, sich auszuziehen. Sie habe sich gesträubt, dann aber, als Close ihr versprach, sie nicht zu fotografieren, "aus Höflichkeit"  nachgegeben. In einer Instagram-Story schrieb Fox, sie habe nachgegeben, weil Close ihr ein Kunstwerk versprochen habe. Nachdem sie sich ausgezogen hatte, habe der Künstler einen anzüglichen Kommentar über ihr Geschlechtsteil gemacht. Als sie sich deshalb sofort anzog und entfernen wollte, habe Close ihr 200 Dollar geboten, obwohl dies nicht als Honorar für die Sitzung vereinbart gewesen sei.

Der Anwalt von Close schrieb der Online-Zeitung: "Unterm Strich kommt bei all diesen Vorwürfen heraus, dass es nie einen sexuellen Kontakt gab, ja, dass Mr. Close keine Ihrer Zeuginnen jemals auch nur berührt hat. Die Vorwürfe gegen Mr. Close besagen höchstens, dass er einige Worte gemurmelt habe (von denen einige sexuell freizügig waren), die angeblich die Empfindlichkeiten dieser Erwachsenen verletzt haben ..."

Die Künstlerin Delia Brown hat bereits im Oktober auf Instagram ähnliche Erfahrungen mit Chuck Close beschrieben, wie die der beiden Frauen, die sich jetzt gegenüber der "Huffington Post" äußerten. Sie wirft dem Künstler bei ihren Begegnungen vor über zehn Jahren "manipulierendes" Verhalten vor.

Der in New York lebende Chuck Close gehört zu den bedeutendsten Künstlern weltweit. Seine Werke sind in den Sammlungen zahlreicher internationaler Museen vertreten. Er ist seit 1988 rechtsseitig querschnittsgelähmt.

Nach dem Skandal um Filmproduzent Harvey Weinstein gab es in den USA eine Welle von Enthüllungen zu sexueller Belästigung und Machtmissbrauch. Mehrere Männer aus der Kulturbranche sind von ihren Posten zurückgetreten. In der Kunstszene sorgte vor allem der Fall des "Artforum"-Herausgebers Knight Landesman, des Kunstmessendirektor Benjamin Genocchio und des Kurators Jens Hoffmanns für Aufsehen (mehr dazu hier).

UPDATE 21. Dezember: Chuck Close hat sich gegenüber der "New York Times" zu den Vorwürfen geäußert. Er gibt zu, sich anzüglich geäußert zu haben. Dies sei aber zu dem Zweck geschehen, um zu testen, ob sich die Frauen als Nacktmodelle eignen. "Ich habe niemanden zum Weinen gebracht, niemand ist aus dem Studio geflüchtet. Wenn ich jemanden in eine peinliche Situation gebracht habe oder in eine Situation, in der man sich unwohl fühlt, tut es mit aufrichtig leid ... Ich gebe zu, dass ich manchmal schmutzige Sachen sage, aber wir sind alle Erwachsene."