Die Frankfurter Skyline ist deutschlandweit einmalig, für manche steht sie gar europaweit außer Konkurrenz. Bereits jetzt befinden sich die zehn höchsten Hochhäuser des Landes in der Finanzmetropole. Und die berühmte Silhouette verändert sich weiter: Einige neue Wolkenkratzer sind gerade fertiggestellt, an anderen Ecken wird fleißig gebaut.
Das besondere dabei: Statt auf klassische Büro- und Bankentürme wird künftig vermehrt auf einen Mix - etwa mit Wohnungen und Gastronomie - gesetzt. "Ein Trend, der Frankfurt, aber auch Deutschland, erfasst, sind die sogenannten Hybridtürme: Das sind Hochhäuser, die mehrere Nutzungen unter einem Dach vereinen", sagt Mark Gellert, Sprecher des Frankfurter Planungsdezernats. Eine solche Mischnutzung sei bislang eher aus Städten wie New York oder Singapur bekannt.
Beispielhaft für das Zusammenspiel aus Wohnen, Arbeiten und öffentlichem Leben ist demnach der neue "Omniturm" im Bankenviertel. Gerade sind dort die ersten Bewohner eingezogen. Neben Büros und Wohnungen wird es in dem 190 Meter hohen Wolkenkratzer auch ein Restaurant und Eventflächen geben. Architektonisches Markenzeichen Turms ist der "Hüftschwung": So sind die acht Wohnetagen horizontal in verschiedene Richtungen verschoben, wodurch das Gebäude eine Art Knick aufweist.
Auf einer Großbaustelle zwischen Innenstadt und Bankenviertel sollen für das Projekt "Four" bis 2023 gleich vier Türme wachsen, der höchste soll 228 Meter messen. "Es geht um eine gesamte Quartiersentwicklung", heißt es beim Projektentwickler Groß & Partner. In dem Komplex sind neben Büros, Restaurants und Geschäften auch ein Hotel, eine Kita und eine öffentliche Dachterrasse vorgesehen. Dazu kommen 600 Wohnungen. Eher ungewöhnlich: Einige davon werden Sozialwohnungen sein. Die Idee sei, ein lebhaftes diverses Viertel entstehen zu lassen.
Hochhäuser zu Höchstpreisen
Im Europaviertel steht neuerdings Deutschlands höchster Wohnturm, der 172 Meter hohe "Grand Tower". Geworben wird mit Sonnenterrasse und hauseigenem Concierge. Das hat seinen Preis: Die knapp 90 bis 300 Quadratmeter großen Wohnungen kosten zwischen 1,6 und 9 Millionen Euro. Für Investoren aus aller Welt kann das dennoch ein lukratives Geschäft sein. "Mindestens 95 Prozent der 499 Wohnungen sind bereits verkauft", heißt es beim Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle.
Die Sorge ist berechtigt, dass sich der Frankfurter Wohnungsmarkt aufgrund der Luxusimmobilien, die in den glänzenden Wolkenkratzern entstehen, weiter anspannt. Die Politik versucht gegenzusteuern: Ziel sei, "eine nachhaltige und sozial gerechte Stadtentwicklung" sicherzustellen, erklärten unlängst Planungsdezernent Mike Josef (SPD) und Baudezernent Jan Schneider (CDU). So soll künftig generell bei neuen Bauprojekten eine Quote von 30 Prozent für öffentlich gefördertes Wohnen gelten.
In Frankfurt sind laut Planungsdezernat gut 30 Gebäude über hundert Meter hoch. "Wir sind hier stolz auf unsere Skyline, das ist unser Alleinstellungsmerkmal", sagt Gellert. "Ich behaupte auch mal, dass Frankfurt die eindrücklichste Skyline in Europa hat, in London stehen die Gebäude beispielsweise zu weit auseinander - ähnlich ist es in Moskau." Dass das auch so bleibt, dafür soll der Hochhausrahmenplan sorgen, der etwa festlegt, dass die Wolkenkratzer in Gruppen stehen. Solche Cluster gibt es vor allem im Bankenviertel oder auch am Messegelände.
Belebteres Bankenviertel
Die Hybridtürme sollen auch dazu beitragen, das von vielen als kalt und abgeschottet wahrgenommene Bankenviertel lebendiger zu gestalten. "Das ist ein Prozess, an dem wir seit vielen Jahren arbeiten", so Gellert. Das zeigt auch die Größenordnung von 1000 Wohnungen, die aktuell in Hochhäusern im Bankenviertel vorhanden oder im Entstehen seien.
Und es gibt noch andere Angebote für die Öffentlichkeit: Der Maintower wartet schon länger mit einem Fitnessstudio in rund 200 Metern Höhe und einer Aussichtsplattform auf. Auf dem Gelände des Taunusturms befindet sich ein Ableger des Museums für Moderne Kunst. "Wenn man mit offenen Augen durch das Bankenviertel geht, sieht man, dass es da eine erhebliche Nutzungsmischung gibt und eine sehr viel stärkere Belebung als noch vor einigen Jahren", sagt Gellert.