Einmal pro Jahr ehrt das US-amerikanische Magazin "Time" die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Gegenwart. Neben Politikerinnen, Royals (König Charles) und Geschäftsleuten, finden sich darunter auch Popstars wie Beyoncé oder Aktivistinnen wie Sara und Yusra Mardini. Aber auch Kunst- und Kulturschaffende haben es in das öffentlichkeitswirksame Ranking "Time 100" geschafft. Diese stellen wir hier vor:
Der in Remscheid geborene Fotograf und Künstler Wolfgang Tillmans wurde vor allem durch seine Porträts und Momentaufnahmen der Nacht- und Clubszenen in Hamburg und London bekannt. Später fotografierte er die Berliner Love Parade und portätierte unter anderem Stars wie Lady Gaga und Jarvis Cocker. Nach seinem Studium in Südengland zog er nach London und New York und nahm (Gast-)Professuren in Hamburg und später in Frankfurt an. Heute lebt und arbeitet er in Berlin und London. "Tillmans hat die bedeutendsten Persönlichkeiten der Popkultur dokumentiert, von Kate Moss bis Frank Ocean. Dabei prägt er unsere gegenwärtige, vergangene und zukünftige Kultur mit der gleichen Liminalität, die seine kantigen, intimen Porträts wie Artefakte seiner und unserer Vergangenheit erscheinen lässt", schreibt der Jurist und US-amerikanische Dramatiker Jeremy O. Harris in der "Time"-Laudatio. Durch eine Restrospektive im MoMA wurde Tillmans' Werk im vergangenen Jahr auch einer größeren Öffentlichkeit in den USA bekannt.
Simone Leigh ist eine US-amerikanische Künstlerin aus Chicago, die sich in ihren Werken vor allem mit afrikanischer Kunst, Feminismus und vorkolonialen Handwerkstechniken beschäftigt. Leigh beschreibt ihre Arbeiten selbst als "auto-ethnografisch" und schafft unter anderem Skulpturen, Installationen, Videos und Performances. 2022 vertrat sie die USA bei der Biennale in Venedig als erste schwarze Künstlerin überhaupt und gewann den Goldenen Löwen. "Seit Generationen werden Schwarze Körper stereotypisiert, ausgegrenzt und zu Waren gemacht, doch Simone stellt dieses Narrativ mit ihren Skulpturen völlig auf den Kopf: Sie rückt die Erfahrungen schwarzer Individuen in den Mittelpunkt und feiert schwarze Körper, insbesondere weibliche Körper, für ihre Schönheit, ihre Stärke und ihren Stolz. Auf diese Weise inspiriert sie Generationen schwarzer Frauen dazu, sich selbstbewusst zu fühlen und ihre Erfahrungen in den Mittelpunkt der amerikanischen Geschichte und Kultur zu stellen", sagt Tennisspielerin, Philantrophin, Unternehmerin und Jurorin für die "Time 100" Venus Williams.
El Anatsui ist ein ghanaischer Bildhauer, der vor allem mit ausrangierten Materialien, wie Deckeln, Likörflaschen und Zeitungsdruckplatten arbeitet und mit ihnen Skulpturen erschafft. Er studierte in Nigeria und lebt und arbeitet bis heute größtenteils dort. Seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt und gelten als wichtige Werke der zeitgenössischen afrikanischen Kunst. Die Künstlerin und Biografin Chika Okeke-Agulu sagt bei "Time 100" über ihn: "El Anatsui ist einer der einflussreichsten Künstler unserer Zeit. Als Bildhauer zeigt er eine unvergleichliche Fähigkeit, mit seinen Materialien, seinem Medium und seinem Verfahren zu experimentieren. El Anatsui sammelt verschiedene Materialien, legt sie jahrelang in seinem Atelier beiseite und kehrt dann immer wieder zu ihnen zurück, bis er die richtige Sprache für die Erfindung völlig neuer skulpturaler Formen gefunden hat. Die atemberaubende Kombination aus experimenteller Strenge und inspirierter Vision verwandelt so unscheinbare Materialien wie Druckerplatten oder Schnapsflaschendeckel in die großartigen Konstruktionen und Kompositionen, die auf der ganzen Welt zu sehen sind."