Laut der "New York Times" wollte Eyal Weizmann in dieser Woche zu einer Ausstellungseröffnung seines Recherchekollektivs Forensic Architecture nach Miami reisen. Im Vorfeld sei ihm jedoch mitgeteilt worden, dass seine Berechtigung zum "Visa Waiver Program" (Esta), mit dem sich die Beantragung von Visa für die USA umgehen lässt, widerrufen worden sei. In der US-Botschaft in London, wo er ein Visum beantragen wollte, wurde ihm mitgeteilt, dass ein Algorithmus ein Sicherheitsrisiko identifiziert habe, das in Verbindung zu seiner Person stehe. Weitere Auskünfte erhielt Weizman nach eigenen Angaben nicht. Vielmehr sei er zu Kontakten, Reisen der vergangenen 15 Jahre und deren Finanzierung befragt worden.
Auf Anfrage der "New York Times" sagte eine Sprecherin der Behörde US Customs and Border Protection, aus Sicherheitsgründen könnten einzelne Personen aufgrund von Kontakten, Aktivitäten und Reisemustern für ein erweitertes Screening ausgewählt werden. Auf den Fall Eyal Weizman könne man jedoch nicht näher eingehen, da die Informationen geheim seien.
"Es ist alarmierend"
Weizman, der zuletzt im Dezember 2019 in den USA war, konnte seine Reise diesmal nicht antreten. Er ließ jedoch seine Frau auf der Ausstellungseröffnung in Miami ein Statement verlesen. "Es ist alarmierend, dass die US-Regierung Verbindungen unter unseren Kollegen, Projektpartnern und Mitarbeitern als Sicherheitsrisiko einstuft", hieß es darin. Ines Weizman sei bei ihrer Einreise zwei Stunden lang am New Yorker Flughafen befragt worden.
Das Künstler- und Wissenschaftlerkollektiv Forensic Architecture untersucht mit filmischen und auditiven Rekonstruktionen sowie 3-D-Modellen und Open Data Software Menschenrechtsverletzung und die jeweilige Rolle von staatlichen Akteuren. Ihre Video-Arbeiten, die für den Turner-Preis 2018 nominiert waren, thematisieren unter anderem den NSU-Mord an Halit Yozgat in Kassel, exzessive Gewalt der israelischen Armee gegen Palästinenser und unterlassene Hilfeleistung von EU-Staaten gegenüber schiffbrüchigen Flüchtlingen im Mittelmeer. 2019 ging Forensic Architecture in zwei Videoprojekten den Waffengeschäften des damaligen Whitney-Museumsaufsichtsrats Warren Kanders nach. Nach einem Boykott der Whitney-Biennale durch mehrere Künstler trat Kanders im Juli letzten Jahres zurück.