Sie springen über Hürden oder tauchen mehrere Minuten unter Wasser – die Performerinnen in Florentina Holzingers Stücken sind ständig in Bewegung und dabei in den meisten Fällen komplett nackt. Im vergangenen Jahr zur Theaterregisseurin des Jahres gewählt, mischt die Österreicherin die Szene momentan gehörig auf. Ihre Performances sind fast immer sofort ausverkauft und locken zusätzlich Menschen in die Theater, die vielleicht noch nie zuvor in einem gewesen sind.
Die österreichische Choreografin schafft mit ihren Werken eine tiefergehende Verbindung zwischen Performerinnen und Publikum. Für die Autorin Helene Hegemann sind es Inszenierungen, die "ähnliche Areale im Gehirn wie die Teilnahme an einem öffentlichen Protest triggern", wie sie in einer neuen Folge des Podcasts "Kunst und Leben" erzählt. Florentina Holzingers Werke "A Divine Comedy" und "Ophelia's Got Talent", die an der Volksbühne in Berlin laufen, sind ein stetiges Ausloten körperlicher Grenzen. Ihnen zuzusehen ruft beim Publikum gleichzeitig Schock, Ekel, Verwirrung und Bewunderung hervor. "Bei Holzinger", erzählt Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr im Podcast, "kann man einfach sagen, dass sie einen so direkt trifft. Es geht um Gefühle, um Körper, aber Gefühl nicht auf so eine gefühlige Weise, sondern auf eine Weise, die einen körperlich affiziert. Man wird selber wirklich so ergriffen und erfasst davon."
Bei all dem sind die Frauen nackt auf der Bühne. Das sei zunächst eine pragmatische Entscheidung der Choreografin, erzählt Helene Hegemann. Kostüme seien teuer, warum also die Performerinnen nicht gleich ganz nackt auftreten lassen? Sie sieht dahinter nicht nur eine ästhetische Formsprache, sondern auch eine politische Ebene, denn die nackten Körper, so sagt sie, seien auf der Bühne permanent in Aktion: "Da wird niemand nackt ausgestellt. Da wird Hürdenlauf betrieben und drei Minuten lang unter Wasser die Luft angehalten. Das sind keine Objekte auf der Bühne, sondern agierende Subjekte."
Eine Mischung aus Stunt, Ballett, Kampfsport und Akrobatik
Die Werke von Florentina Holzinger entstehen in Zusammenarbeit mit den Performerinnen. Dabei arbeitet die Choreografin nicht nur mit professionellen Tänzerinnen und Musikerinnen zusammen, sondern auch mit Laiendarstellerinnen. Für die Vorbereitung des Stückes "Ophelia's Got Talent" mussten die Darstellerinnen über mehrere Wochen hinweg an einem Schwimmtraining teilnehmen. In dem Stück stehen mehrere Wassertanks, in denen getaucht und gespielt wird. Das Training, so Hegemann, sei nicht essenziell wichtig für die Performance gewesen, sondern für den Inhalt. Das Stück dreht sich unter anderem um eine Casting-Show, bei der eine Akrobatin, eine Entfesselungskünstlerin, eine Schwertschluckerin und eine Tänzerin gegeneinander antreten.
Holzingers Inszenierungen sind eine Mischung aus Stunt, Ballett, Kampfsport und Akrobatik, mit denen sie die Grenzen des menschlichen Körpers austestet. Wie genau, darüber sprechen in dieser Folge von "Kunst und Leben", dem Podcast in Kooperation mit Detektor Fm die Moderatorin Aileen Wrozyna mit Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr und Autorin und Regisseurin Helene Hegemann.
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