Virale Kunst

Brennend aktuell

Anthony Hearsey "Australia Is Burning"
Foto: Courtesy Anthony Hersey

Anthony Hearsey "Australia Is Burning"

In den sozialen Netzwerken ging ein Bild viral, das angeblich das aktuelle Ausmaß der Feuer in Australien zeigt. Dabei handelt es sich aber um ein missinterpretiertes Werk eines australischen Künstlers 

Australien brennt. Schlimmer und flächendeckender als je zuvor, mindestens 28 Menschen und über eine Milliarde Tiere sind bisher gestorben. Dass der Rest der Welt daran so großen Anteil nimmt, hat sicher auch mit Bildern zu tun: verbrannte Koalas, Kängurus, die durch Karotten-Lieferungen aus der Luft versorgt werden müssen, wütende Demonstranten in den großen Städten, die gegen die Untätigkeit der Regierung protestieren. Aber genauso spielt auch der immer wieder betonte Zusammenhang der gigantischen Feuer mit dem Klimawandel eine Rolle, der solche Brände in Zukunft noch weiter begünstigen könnte

In den sozialen Netzwerken machte ein Bild die Runde, das den Kontinent mit einem vulkanisch glühenden, orange-gelben Flammenkranz zeigt. Die Visualisierung, die an ein Satellitenbild erinnert, vermittelt den Eindruck, dass beinahe die gesamte Küstenlinie gleichzeitig brenne. "Niederschmetternd", schrieb beispielsweise Rihanna, die das Bild mit Tränen-Emoji auf Twitter teilte. Die meisten Nutzer interpretierten die Karte betroffen als aktuelles Ausmaß der Flammenhölle.  

 

Die Dimension der Feuer ist ohne Zweifel schlimm genug, aber bei dem Bild handelte es sich weder um ein Foto, noch um eine Dokumentation der aktuellen Situation, sondern um ein missinterpretiertes Kunstwerk von Anthony Hearsey. Der australische Künstler hat basierend auf Nasa-Daten alle Stellen auf einer Karte markiert, an denen Feuer registriert wurden - allerdings sind hier Aufzeichnungen eines ganzen Monats zusammengezogen. "Bitte beachtet, dass dies eine Sammlung ist und dass NICHT alle diese Bereiche noch brennen", schrieb Hearsey auf seiner Website. 

Inzwischen hat sich die 3D-Grafik jedoch so verselbständigt, dass diese Richtigstellung kaum noch wirken dürfte. Und sowieso sind Social-Media-Debatten nicht gerade für Sorgfalt bekannt. Viele teilen, was besonders spektakulär aussieht, aber nicht unbedingt stimmen muss. Anthony Hearsey, hat mit seinem Rendering ein virales Fanal für die australische Katastrophe geschaffen. Und nebenbei noch eins für den nachlässigen Umgang mit Bildern.