Wie kann Kunst dazu beitragen, Wirtschaft zu inspirieren und damit den gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben? Das wollen die beiden Podcaster Friedrich von Borries und Torsten Fremer in der aktuellen Ausgabe des "Fantasiemuskels" von Madeleine Schwinge erfahren, die in Berlin das Re:future Lab gegründet hat. Diese kollaborative Plattform erforscht alternative Zukünfte durch das Prisma von Kunst und Design.
Das Re:future Lab will nicht wenig: es will die Zukunft verändern. Und dazu braucht es einen Kopf, der in viele Richtungen denken kann, und so einer ist Madeleine Schwinge. In einer Unternehmerfamilie aufgewachsen, aber schon immer mit einem Herz für die Kunst ausgestattet, oszilliert sie als Künstlerin, Kuratorin und systematische Beraterin zwischen ganz unterschiedlichen Welten.
Sie ist der Überzeugung, dass Kunst in der Wirtschaft etwas in Bewegung setzen kann. "Schließlich entsteht Kunst nie im luftleeren Raum, sondern immer in Bezug zu ihrer Zeit. Und im Zeitalter der Polykrisen wird die Frage immer wichtiger, wie wir Menschen diese großen Veränderungen verstehen und sie übers Verstehen hinaus aktiv gestalten können."
Im Re:future Lab, das sich metaphorisch passend in einem historischen Transformatorenwerk in Berlin befindet, arbeitet Schwinge deshalb mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen, die sich aktiv mit Zukunftsfragen beschäftigen. Gemeinsam entwickeln sie neben Ausstellungen auch Symposien, Workshops, Weiterbildungsprogramme und eigens entwickelte Change-Formate. Das Ziel: "ganz konkret Zukünfte wieder gestaltbar zu machen und neue Lösungen entwickeln", und außerdem: "Selbstwirksamkeit wiedergeben, Hoffnung schaffen, neue Ideen entwickeln."
Sich erlauben, fragil zu sein
Den beiden Podcastern, die manchmal auch ganz pragmatisch denken, stellt sich dabei die Frage, ob es für derartige Leistungen überhaupt einen Markt gibt, schließlich sind klassische Beratungstätigkeiten meist auf messbare Ergebnisse angelegt, während sich die Kunst dieser Effizienz aus gutem Grund verweigert.
"Für mich ist die Freiheit der Kunst absolut zu verteidigen. Die Kunst an sich muss frei operieren und sollte unabhängig von irgendwelchen Vorgaben sein", erklärt Schwinge. Der Mehrwert für die Unternehmen entstehe eher in der Begegnung mit den Herangehensweisen und Haltungen der Künstlerinnen: Sich zu erlauben, fragil zu sein, Risiko und Fehler in Kauf zu nehmen, und vielleicht zu sehen, dass Fehler genau das Tor sein können, durch dass es sich lohnt, hindurchzugehen. Deshalb sei, so Schwinge, auch eine gewisse Offenheit notwendig, wenn man sich auf das Re:future Lab einlässt.
Und noch etwas ist Schwinge und ihrem Kunst-, Beratungs- und Forschungsinstitut wichtig: Wieder zu lernen, Zukunft zu denken. Die Unesco, so erklärt sie im Podcast, hat eine Art Zukunfts-Analphabetismus festgestellt – der sie eine "Future Literacy" entgegenstellt. Und genau das, so Schwinge, können wir von der Kunst lernen: das Bestehende hinterfragen und Alternativen zur Gegenwart vorstellen.
Sie können die 29. Folge von "Fantasiemuskel", dem Monopol-Podcast für Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen gängigen Plattformen hören – oder direkt hier: