Christian Rauch wollte schon als Jugendlicher die Welt begreifen, weshalb er Physik studierte. Doch im heutigen Wissenschaftsprinzip müsse man sich, so Rauch, "auf winzige Details fokussieren", wodurch der Blick aufs Ganze verloren ginge. Deshalb ist es ihm wichtig, dem analytischen, rationalen, faktengetriebenen Blick der Wissenschaft etwas entgegenzustellen.
Als er in Helsinki in einem Keller mit einer seltenen Positronenkanone und radioaktiven Materialien für seine Promotion experimentierte, überkam ihn die Einsamkeit – und das trieb ihn nach draußen. "Ich habe in Helsinki angefangen, in Clubs und Theatern Wissenschaftlerinnen auf die Bühne zu zerren und diese mit Theatertrainern und Schauspielerinnen zusammengebracht. Und die mussten dann ihre Wissenschaft auf der Bühne performen. Da waren dann hunderte Leute in diesen Clubs oder Theatern und haben Wissenschaft gefeiert und zusammen irgendwie über Ideen gesprochen."
Seitdem organisiert Christian Rauch als State Studio Begegnungen zwischen Kunst und Spitzenforschung. Wie solche Formate aussehen, erzählt er anschaulich in der aktuellen Ausgabe von "Fantasiemuskel", dem Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation. Im Auftrag der Europäischen Union hat er untersucht, wie man die Gegenwart durch kunstgetriebene Innovation reparieren kann und mit der Künstlerin Johanna Schmeer und dem Studio Lapatsch|Unger neue Perspektiven der Geologie auf das menschliche Leben erforscht.
Sein Engagement für die Wissenschaft sei auch ein politisches, gerade in Zeiten einer krisenhaften Demokratie. "Denn das große Problem ist, dass wir keine Räume mehr haben, in denen wir uns für einen konstruktiven Austausch treffen können" und sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Ansichten begegnen.
Denn sonst ersticken wir in unseren Blasen – und an unserer Unwissenheit.
Sie können die 31. Folge von "Fantasiemuskel" auf allen gängigen Plattformen hören – oder direkt hier: