Warum sind Sie auf Instagram?
Das erste Mal wurde ich in der USA auf Instagram aufmerksam. Das war 2012. Mein Freund lebte damals in LA und ich kann mich noch erinnern, als wir zu Mittag in einem Restaurant in Los Feliz saßen und fünf der sechs Anwesenden am Tisch in ihr Handy starrten. Die sechste Person war ich, verwundert über den Zustand und unwissend über die Existenz von Instagram. Mit meinem alten Samsung konnte ich nicht mithalten. Mein damaliger Freund hatte um die 50.000 Follower. Das war für mich total absurd und so ganz verstand ich die Dimension von Instagram nicht. Gut jede zweite neue Bekannschaft in LA wollte meinen Namen auf Instagram wissen. In Österreich war das damals noch nicht zum Mainstream durchgedrungen. Zu der Zeit verkörperten Facebook und Instagram für mich den Feind meiner Freiheit. Ende 2014 habe ich diese Prinzipien über den Haufen geworfen. In dem Jahr habe ich begonnen, mich intensiver mit Fotografie zu beschäftgen und gerade meine erste, in sich geschlossene fotografische Arbeit fertiggestellt. Also fing ich an auf Instagram zu posten. Als kurz nach meiner Anmeldung das "Purple Fashion Magazine" mit ihren über 200.000 Followern – und ich damals mit gerade mal 200 Followern – meine Arbeit publizierte, wurde mir das Ausmaß von Instagram erstmals bewusst.
Was zeigen Sie auf Ihrem Account @stefanie_moshammer?
Der Großteil hat mit meinem kreativen Schaffen zu tun – Vergangenes, Gegebenes, Entstehendes. Infos zu Publikationen, Ausstellungen, Auszüge aus meinem Archiv et cetera. Ich nutze keinen Newsletter und Tumblr ist auch eingeschlafen, da scheint Instagram eine effektivere Reichweite zu haben. Nur selten poste ich Privates, damit bin ich eher verhalten. Ich bevorzuge es, mein Privatleben in der analogen Welt stattfinden zu lassen.
Was stört Sie an Instagram / an sozialen Medien?
Das übertriebene Dokumentieren ohne Zurückhaltung und der ständige Drang (sich) zeigen zu müssen. Manchmal habe ich das Gefühl, nichts mehr über so manche Personen herausfinden zu müssen oder herausfinden zu wollen, da schon zu viel preisgegeben wurde. Kein Mythos, keine Magie, kein Raum für Fantasie und Vorstellungskraft – das wurde bereits durch den sozialen Auftritt vernichtet. Und dann schaue ich mir die eine oder andere Story an und ärgere mich selbst darüber, meine Zeit gerade dafür verschwendet zu haben. "Willst du gelten, mach dich selten", das finde ich ansprechender.
Was ist Ihr Lieblingsaccount? Und warum?
Der von Jerry Saltz, dem amerikanischen Kunstkritiker, mit seiner Kritik und seinen Bemerkungen zu Kunst, ohne nur für die Elite zu sprechen. Ich lese auch gerne die Kommentare zu seinen Beiträgen. Die Leute sind sehr daran interessiert, ihre Meinung zu äußern. Sein Profil ist wie eine ständige Konversation – zwischen Jerry Saltz und seinen Followern. Außerdem wirken seine Beiträge nicht erdrückend ernst, weil Ironie und Humor zum Einsatz kommen.