Fünf Fragen an Dirk Luckow

 

Herr Luckow, was wird sich ändern an den Deichtorhallen, wenn Sie dort Intendant sind?
Rein strukturell wird sich schon etwas ändern, da eine enge Zusammenarbeit mit der Sammlung Harald Falckenberg vorgesehen ist. Grundsätzlich ist es mir wichtig, Kunst mit realer Präsenz vorzustellen, eine intensive Reflexion heutiger Realitäten publikumswirksam möglich zu machen. Dafür lege ich einen stärkeren Akzent auf Themenausstellungen und lote die Möglichkeit der Innen- und Außenbespielung aus. Außerdem fasse ich die Halle für aktuelle Kunst und das Haus der Fotografie als zwei Akteure auf, die sich die Bälle gegenseitig zuspielen.


Sie haben schon als Leiter der Kieler Kunsthalle erfolgreich versucht, Sammler und Unternehmen an die Institution zu binden, und zeigten deren Sammlungen ...
... genau das habe ich in Kiel schon nicht gemacht, sondern Sammler eingeladen, Räume aus den Sammlungsbeständen des Museums zu bilden, die sie dann partiell mit Stücken aus ihrer eigenen Sammlung ergänzt haben. In den Deichtorhallen habe ich mit zwei profilierten Privatsammlungen zu tun, wenn zur Stiftung F. C. Gundlach die Sammlung von Harald Falckenberg hinzutritt. Sammlungen, die mit einem hohen persönlichen Engagement aufgebaut wurden und noch ausgebaut werden. Ich werde versuchen, die jeweiligen Sammlungskonzepte in die kommenden Ausstellungen aktueller Kunst und Fotografie einzubauen.



In den Deichtorhallen können Sie auf ein großes Repertorie an Reportage- und Modefotografie zurückgreifen. Wissen Sie schon, wie Sie mit dem Bestand dort arbeiten wollen?

Reportage- und Modefotografie sind interessante Brücken zum Leben im genannten Sinne. Doch mich interessiert auch, dass eine Trennung zwischen bildender Kunst und Fotografie heutzutage weitgehend obsolet ist. Wo will man noch die Grenzlinie ziehen? Nur die Qualität und Konsequenz zählen am Schluss. In einzelnen Ausstellungen wird genau das nachvollziehbar sein.

 

Es ist unfair, aber immer, wenn man über Ihre Arbeit in Kiel redet, wird der Name Jürgen Drews fallen. Sehen Sie Ausflüge in die Unterhaltung inzwischen als Hindernis für eine solide Arbeit?
Der Reiz, parallel zur WM 2006 eine Ausstellung über moderne Formen der mit Ballermann assoziierten Spaß- und Konsumgesellschaft zu konzipieren und in ein solches Unternehmen die von Drews in seinem Münchner Friseurladen eingekauften, mehr als abenteuerlich anmutenden Bilder aus seinem Haus auf Mallorca als ein Ensemble zwischen die Werke von Rosa von Praunheim, Elke Krystufek, Martin Kippenberger, RothStauffenberg oder Olaf Breuning einzubauen, war groß. Die Chance zum unmittelbaren Vergleich wurde von unseren Besuchern genutzt. Scharenweise liefen sie zur Avantgarde über: mehr Witz, mehr Humor, näher am Leben, auf konkrete Materialwirkung bauend. Dialektisch und didaktisch ein Volltreffer.

 

Sie saßen im Beirat der Temporären Kunsthalle Berlin, der nun zurückgetreten ist. Was kann man aus den Berliner Vorgängen für die Arbeit einer Institution lernen?
Viele Köche verderben den Brei. Und trotzdem: ungebrochen hoher Respekt vor dem Engagement des Sammlerehepaars Rosenkranz.