Monopol-Podcast

Ein Museum ist kein Tempel

Lange genug waren Museen heilige Hallen der Hochkultur, die gar nicht für alle da sein wollten. Das ändert sich jetzt. Im neuen Monopol-Podcast geht es um die Entstaubung von Institutionen und die Strategien für eine diversere und gerechtere Kultur

Ein Kunstmuseum soll traditionell vieles leisten: Kunst bewahren, sammeln, erforschen, ausstellen und vermitteln. Doch gerade der letzte Punkt ist in vielen Institutionen lange zu kurz gekommen - oder die Kuratorinnen und Kuratoren haben eine Ausstellung konzipiert und dann der Kollegin aus der Kunstvermittlung aufgetragen: "Nun überleg dir mal, wie du das für Kinder rüberbringst". 

Zunehmend verstehen sich Museen aber nicht mehr als heilige Kunsthallen, in denen Eingeweihte mit Kennerblick an den ausgestellten Werken vorbeiflanieren. Museen sollen Orte des Austauschs und der politischen und soziale Teilhabe sein, sodass sie sich ihrem Publikum anders öffnen müssen. Wie das gehen kann, besprechen Moderatorin Sara Steinert und Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr in der neuen Podcast-Folge unter anderem mit der Kuratorin Kristin Bartels vom gerade im Umbau befindlichen Bauhaus-Archiv in Berlin. Dort wird in einem "Talkshop Bauhaus" gerade unter Einbeziehung des Publikums verhandelt, was ein Museum heute leisten soll. Ihr sei wichtig "dass alle miteinander in Austausch stehen und sich gegenseitig korrigieren oder hinweisen: Das hast du nicht mitgedacht", sagt Bartels im Gespräch. So soll das Museum einladender für mehr Menschen werden.

Zu Wort kommt auch die Künstlerin Anna Ehrenstein, die Partizipation und Austausch schon in ihrer Arbeit mitdenkt. Für sie mache es keinen Sinn, dass sie als Fotografin Kindern aus Problembezirken das Fotografieren beibringen solle. Vielmehr müsse es einen gleichberechtigten Austausch geben, in dem sich Kunstschaffende auf Augenhöhe begegnen. Wie sie dieses Konzept mit Jugendlichen aus Neukölln in einem Reiseführer für den eigenen Kiez realisiert hat, erzählt sie im Podcast. 

Außerdem spricht Sara Steinert mit der Publizistin und Kuratorin Yvette Mutumba, die sich unter anderem mit dem kolonialen Erbe der Museen beschäftigt. Ihrer Meinung nach ist es geradezu zynisch, dass sich immer mehr Häuser mit Diversität schmücken wollen, während in den Sammlungen immer noch Raubkunst aus der Kolonialzeit zu finden ist. Wie sich Institutionen dekolonialisieren können und wie sie die aktuelle Debatte nach dem Tod von George Floyd und den weltweiten Anti-Rassismus-Proteste einschätzt, ist ebenfalls Thema im Gespräch.  

Den Monopol-Podcast zu "Kunst und Leben" gibt es bei Apple PodcastsDeezerGoogle Podcasts und Spotify. Oder direkt hier hören: