Neue Galerien-WG in Köln

"Es passte plötzlich alles zusammen"

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In Köln haben sich internationale Galerien zum Kunstraum Echo zusammengetan. Hier spricht Initiator Piotr Drewko über die Szene im Rheinland, die Relevanz lokaler Initiativen und gestärkten Zusammenhalt durch die Pandemie

Während die globale Kunstszene langsam aus dem Pandemiewinterschlaf erwacht, hat die Galerienlandschaft in Köln zum Jahresbeginn gleich einige Neuanfänge zu vermelden. Jan Kaps hat die ehemaligen Räume der Galerie Delmes & Zander übernommen, in seinen alten Räumen wiederum sind gleich fünf neue Mieter eingezogen. Unter dem Namen Echo haben sich die Galerien Bureau aus New York, Hot Wheels aus Athen, LC Queisser aus Tbilisi und die beiden Warschauer Galerien Stereo und Wschód zur Galerien-WG auf Zeit zusammengeschlossen. Wir haben mit dem Initiator Piotr Drewko von der Galerie Wschód gesprochen

Piotr Drewko, was hat Sie dazu bewogen, in Köln einen Raum zu eröffnen - statt, sagen wir, in Brüssel, Paris oder Berlin?

Köln schien immer ein dynamischer Ort mit einer schnell wachsenden Kunst-Community mit interessanten und starken Institutionen, Kuratoren und Kuratorinnen, großartigen Galerien, Projekträumen, privaten und öffentlichen Sammlungen, diversen aufstrebenden und etablierten Künstlern und Künstlerinnen zu sein. Außerdem hat die Stadt eine tolle Atmosphäre, gute moderne Architektur und eine spannende Geschichte (die erste Kunstmesse überhaupt). Dann wurde hier ein sehr attraktiver Raum frei, der früher von Jan Kaps bespielt wurde, wir alle kannten uns von früher, und so passte plötzlich alles zusammen. Der Raum hat eine sehr einprägsame Architektur und das Arbeiten in einem Nicht-White-Cube ist herausfordernd, aber wer wird nicht gerne herausgefordert? Ich habe dann mit Jan gesprochen, den Mietvertrag unterzeichnet, und alles hat sich wunderbar gefügt.

Echo wurde aus der Idee der Kollaboration geboren. Inwiefern wurde dies von der Pandemie begünstigt oder verstärkt?

Die Pandemie hat den Geist der Zusammenarbeit in der Kunstwelt gestärkt – zumindest würden wir gerne glauben, dass dies der Fall ist. Sie hat auch bestimmte Ideen vorangetrieben, wie zum Beispiel Echo. Wschód hat diese Idee ein paar Jahre lang langsam aufgebaut und sich dabei auf bereits bestehende Gemeinschaftsprojekte gestützt, wie den Tausch von Galerieräumen über den Sommer durch einige US-Galerien in den 80er- und 90er-Jahren, Condo London, unser eigenes Projekt "Friend of a Friend" oder La Maison de Rendez Vous in Brüssel. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir alle auf lokaler Ebene überleben können – einige von uns besser als andere, je nach der Besonderheit des lokalen Marktes. Aber überleben war nicht genug, um zu wachsen. Und da man nicht sagen kann, wie Kunstmessen nach der Pandemie funktionieren werden und ob wir sie uns leisten können, gab es den Drang, etwas darüber hinaus Reichendes und Erfinderisches zu tun.

Sind lokale und temporäre "Joint Ventures" von Galerien für Sie eine Antwort auf oder Ergänzung zu den Kunstmessen?

Unsere Absicht ist es, ein Modell für die Präsentation zeitgenössischer Kunst zu entwickeln, das Kunstmessen und die effektive Vernetzung von Künstlern und Künstlerinnen, Galeristen und Galeristinnen, Kuratoren und Kuratorinnen, Sammlern und Sammlerinnen ergänzt. Solche Initiativen sind nicht als Ersatz für irgendetwas gedacht – aber damit der Kunstmarkt "nahbarer" und vielfältiger wird, brauchen wir auch dynamische Ideen und Projekte, um ihn so zu verändern und ihn besser zu strukturieren, und das geht am besten, wenn wir an Initiativen arbeiten, die sich gegenseitig ergänzen, anstatt sich zu entfremden oder zu bekämpfen.

Wie sind Sie in Köln empfangen worden, wie ist die Resonanz nach den ersten Wochen?

Die Eröffnung an einem Freitag, die von 14 Uhr bis in die späten Abendstunden stattfand, war ein großer Erfolg was das Engagement der lokalen Gemeinschaft betrifft – wir konnten viele Galeristen und Galeristinnen, Künstler und Künstlerinnen, Kuratoren und Kuratorinnen, Sammler und Sammlerinnen aus Köln und Düsseldorf begrüßen. Die Menschen waren sichtbar froh, dass etwas Neues und Aufregendes in der Stadt eröffnet wurde, etwas, das international, dynamisch und frisch ist. Eine Initiative, die auch Künstler und Künstlerinnen mitbringen, die noch nie in Deutschland ausgestellt haben. Fast noch interessanter und beeindruckender war ein Tag danach, als wir in der Galerie waren und eine Menge Leute hereinkamen – entweder weil sie dran vorbeikamen und neugierig waren, einige kamen wieder, um die Ausstellung noch einmal in Ruhe zu sehen. Ein Jogger lief vorbei und kam herein, und es stellte sich heraus, dass es ein Sammler war.

Wie hat sich Ihre Gruppe von Galerien zusammengefunden, gab es in der Vergangenheit bereits andere Kollaborationen?

Dieses temporäre geteilte Projekt wurde von Wschód konzipiert, aber alle beteiligten Galerien, also Bureau, Hot Wheels Athens, LC Queisser, Stereo und wir von Wschód, haben es gemeinsam als Gallery Share unter dem Namen Echo initiiert. Wir kennen uns alle – Stereo hat zusammen mit Wschód das Gallery-Share-Projekt "Friend of a Friend" in Warschau gegründet, LC Queisser und Bureau haben an der zweiten Ausgabe davon teilgenommen, Bureau und Stereo teilen sich einen Künstler, Hot Wheels wird im Juli Teil von "Friend of a Friend" sein. Wir haben uns in den letzten Jahren auch auf Kunstmessen getroffen. Wir haben untereinander unsere Programme und Künstler und Künstlerinnen der jeweils anderen verfolgt und geschätzt.

Können Sie schon etwas mehr über das zukünftige Programm in Köln verraten?

Das Programm besteht aus drei Gruppenausstellungen, die im Januar mit der ersten Eröffnungsschau, im Sommer zur Mitte des Projekts und im Herbst während der Art Cologne stattfinden. In jeder dieser Ausstellungen stellen alle teilnehmenden Galerien Werke eines Künstlers oder einer Künstlerin ihrer Wahl aus. Uns ist es wichtig, ein dynamisches Programm aufrechtzuerhalten, in dem die kollaborative Basis des Ganzen sichtbar wird, das sich aber auch auf individuelle Einzelpräsentationen der jeweiligen Galerien konzentriert. Die aktuelle Ausstellung "New Memories" läuft noch bis zum 5. März. Da die Stadt Köln, wie jede andere Stadt auch, in den Sommermonaten leer ist, wird die Gruppenausstellung als Schaufensterausstellung gestaltet, die nur von außen zu sehen ist. Was die Einzelausstellungen betrifft, so haben wir eine Solo-Präsentation von Piotr Lakomy geplant, die von Stereo organisiert wird. Im Mai eröffnet Hot Wheels Athens eine Ausstellung von Pierre Bal-Blanc mit einem Screening im Außenbereich. Im Juni präsentiert Bureau neu produzierte Arbeiten von Matt Hoyt. Anfang September eröffnet Wschód eine Einzelausstellung von Maria Loboda, und Ende November stellt LC Queisser Werke von Keto Logua aus.