Unter dem Text finden Sie unsere Ausstellungshighlights aus dem Programm
Was muss und will Fotografie heute leisten? Das Medium als solches steht nicht mehr für sich, längst verschwimmen die Grenzen zwischen Fotokunst, Medienkunst und klassischer Fotografie. Genau darauf spielt die in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfindende Düsseldorf Photo+ an, wenn sie im Untertitel den Zusatz "Biennale for Visual and Sonic Media" trägt. Die Selbstbezeichnung ist tonangebend, geht es ihr doch eben nicht ausschließlich um Standbilder. Vielmehr wird das klassische Medium als Ausgang genommen, ebenso wie seine Einbettung in Düsseldorfs künstlerisches Selbstverständnis: Von Fotografinnen und Fotokünstlern wie den Bechers, Nam June Paik, Katharina Sieverding oder Thomas Ruff wurde hier Fotografie- oder vielmehr Fotokunstgeschichte geschrieben. Und auch Maler wie Sigmar Polke oder Gerhard Richter, die in Düsseldorf gewirkt haben und in ihrer Kunst aus dem Medium schöpfen, haben ihre Spuren in der Stadt hinterlassen. Düsseldorf ist Fotostadt, so die Message. Und wird es auch weiter bleiben – was immer der Begriff "Fotografie" in der Zukunft meinen mag.
Als künstlerische Leitung und als "Vertreterin der jüngeren Generation" der Düsseldorfer Fotoszene, wie sie Galerist Rupert Pfab im Begleitpodcast zur Biennale nennt, bringt die Fotografin Pola Sieverding eine frische Perspektive. Diese beinhaltet auch eine neue Auseinandersetzung mit den Künstlerinnen wie Amateurfotografen heute zur Verfügung stehenden Mitteln, mit der Kamera Bilder aufzunehmen – und sie zu verbreiten.
Mit dem Teilen von Bildprodukten beschäftigte sich bereits 2009 Hito Steyerl mit ihrem Text "In Defense of the Poor Image" (dt. "Eine Verteidigung des schlechten Bildes"). Steyerl, die auch in der von Pola Sieverding und Asya Yaghmurian kuratierten Hauptausstellung vertreten ist, schrieb in ihrem Essay über die Zirkulationsfähigkeit "schlechter Bilder", also von Bildern mit einer niedrigen Auflösung im Internet. Und bezog sich damit unter anderem auf den Demokratisierungsanspruch des World Wide Web. Das war vor Instagram, und vor allem lange vor Diskussionen um digitales Eigentum und NFT. Steyerls Frage nach Sichtbarkeit und Zugänglichmachung von Bildern ist jedoch aktueller denn je.
Fotografie oder Fotokunst
Der Distributionsmoment ist also Teil der Genese des Werks. In seinem begleitenden Essay zur Düsseldorfer Foto-Biennale beschreibt ihn der Kunsttheoretiker Wolfgang Ullrich als "zweiten Klick": den Augenblick, in dem man in den sozialen Medien auf den "Teilen"-Knopf klickt. Ein Bild findet heute leichter Verbreitung denn je. Und doch steht die einzelne Aufnahme einer Bildmasse entgegen, mit der sie um die Aufmerksamkeit einer anonymen Menge konkurriert. Sichtbarkeit ist eine Währung, in den Bilderfluten kann sich nicht jedes Foto halten.
Die Kunst liegt folglich nicht im Medium, denn die Fotografie in ihren verschiedenen Formen ist primär Medium in seinem Wortsinn, nicht mehr und nicht weniger. Hier soll der Begriff der Fotokunst Abhilfe schaffen: Er beschreibt Kunst, die sich Arbeitsweisen aus dem Bereich der Fotografie zu Nutze macht oder aus einem bereits existierenden fotografischen Fundus schöpft. Die Düsseldorfer Biennale rückt diese Werke in den Fokus und bezieht zusätzlich künstlerische Arbeiten über das Medium sowie bewegte und vertonte Bilder mit ein.
Einen ersten Eindruck dessen, was der Begriff Fotokunst heute umfasst, bietet die Hauptausstellung in der Akademie-Galerie am Burgplatz. Gleichzeitig eröffnet sie selbst eine Frage, die angesichts der aktuellen politischen Lage und medialer Berichterstattung gestellt werden muss: die nach der Dringlichkeit der Fotografie. Der Titel der Ausstellung "Think we must" ist dem Essay "Drei Guineen" von Virginia Woolf aus dem Jahr 1938 entliehen. Darin geht die Autorin der Frage nach, wie man den bevorstehenden Weltkrieg verhindern könne. Müssen tun wir, so sagt der Satz, im doppelten Sinn: Wir müssen denken und wir müssen handeln. Hinzufügen ließen sich, so die Macherinnen der Ausstellung, die Apelle "Look we must" ("Wir müssen hinsehen") und "Tell we must" ("Wir müssen berichten"). Ihre doppelte Handlungsaufforderung formulierte Woolf, nachdem sie mit einer Reihe Kriegsfotografien konfrontiert war. Diese zeigten das Leiden aus nächster Nähe und in aller Härte. Keinen Menschen, so die Autorin, könnten die Bilder unberührt lassen. Doch welches Handeln daraus resultiere, sei abhängig aus der eigenen Positionierung, dem Sich-zu-etwas-Verhalten: "Lassen Sie uns nie aufhören zu denken – was ist diese 'Zivilisation', in der wir uns befinden?"
Gegen die Grenzen
Man könnte sagen, dass es ein unglücklicher Zufall war, dass der Titel der Ausstellung in der Akademie-Galerie so aktuell ist. Die Planung des Festivals begann bereits vor den Angriffen Russlands auf die Ukraine Anfang des Jahres. Dabei beweisen die Arbeiten von Mikhail Tolmachev, eine Serie modifizierter Pressefotos von russischen und ukrainischen Presseagenturen, dass der Krieg spätestens 2014 mit der Besetzung der Krim begonnen hatte. Er ist in den derzeitigen Ereignissen lediglich kulminiert.
Die Arbeiten aus Tolmachevs Serie "Line of Site" sind nicht die einzigen in der Hauptausstellung, die Grenzen darstellen oder über die Grenzen des bildlich Darstell- und Begreifbaren sinnieren. Viele der Werke in der Schau sind politisch aufgeladen, zeigen die unterschiedlichen Perspektiven, mit denen die Künstlerinnen und Künstler auf die Welt blicken. Sie zeigen, wie sie sich diese Welt in Bildern greifbar zu machen versuchen und sie aus Fragmenten neu zusammenlegen. Bei Adrien Missika finden sich die Grenzen bereits im Titel: "We Didn’t Cross the Border, the Border Crossed Us" ist eine Serie von Porträts des Saguaro-Kaktus, der nur im Grenzgebiet zwischen Mexiko und den USA wächst. Mischa Leinkaufs meditative Drohnenaufnahmen zeigen Grenzzäune in Konfliktgebieten aus der Vogelperspektive, beispielsweise zwischen Nord- und Südkorea oder zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten. Slavs and Tatars widmen sich mit gewohntem Wortwitz Städtenamen aus dem eurasischen Raum des Einzugsgebiets des Kollektivs, die sich im Lauf der Jahrhunderte und angesichts sich verschiebender Ländergrenzen und Staatsausrichtung verändert haben. Und Shadi Habib Allah begab sich für seine Videoarbeit "Dag’aa" in den Sinai, wo er die dort lebenden Beduinen begleitete, deren Status in dem Gebiet unklar ist.
Das Leiden der anderen
Susan Sontag, die mit ihrer Essaysammlung "On Photography" von 1977 einen wichtigen Beitrag zur Theorie der Fotografie lieferte, widmete Woolfs "Drei Guineen" eine eigene Auseinandersetzung, die 2003 unter dem Titel "Das Leiden der anderen betrachten" in Buchform erschien. Dabei betont auch sie nochmal die Relevanz der Perspektive der Betrachtenden und der Kontextualisierung eines Bildes für dessen Beurteilung. Denn, entgegen dem ursprünglichen Anspruch der Fotografie, sprechen Bilder nicht für sich. Worin liegt also heute der Zweck des fotografischen Bildes? Und wann ist ein Foto Kunst, wann Wahrheit?
Diesem komplexen Thema nähern sich die an der Foto-Biennale teilnehmenden Ausstellungsorte und Personen auf sehr unterschiedliche Weise. Sie zeigen nicht-fotografische Arbeiten, die sich der Fotografie widmen, ebenso wie fotografische Werke, die das eigene Medium reflektieren. Das Festival ist, das wird dieser Tage allerorts betont, aus der Szene heraus entstanden: Galerien, Kunsthochschulen, Museen, Kinos und Off-Spaces haben ihren Teil zur Konzeption beigetragen. Entsprechend divers sind die Positionen. Und während auf Bundesebene noch diskutiert wird, wie man der Fotografie einen festen Platz als Kulturgut einräumt, scheint die Fotoszene in Düsseldorf für sich längst eine Antwort darauf gefunden zu haben: Jede Ausstellung blickt aus einem anderen Standpunkt auf das Medium. Geschichte und Zukunft werden parallel gedacht, denn im Vergangenen liegt das Potenzial für das, was noch kommen wird.
Auch wenn in vielen Ausstellungen Referenzen zu Protagonisten und Protagonistinnen der Fotografiegeschichte zu entdecken sind – den internationalen ebenso wie jenen der Stadt selbst –, ist der Blick doch vor allem nach vorne gerichtet. Gewährleisten soll dies auch ein umfassendes Rahmenprogramm, bei dem unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus der Szene mitwirken. Dabei macht sich der Standortvorteil Düsseldorfs bemerkbar: In den das Festival begleitenden Sonderfolgen seines Fotografie-Podcast "Fotografie neu denken" lädt Andy Scholz Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Sammler und andere Festivalteilnehmer, die einen direkten Bezug zur Metropolregion Rhein-Ruhr mit ihren vielen Kunststandorten haben, zu sich ins Studio ein.
In der dritten Folge spricht Scholz mit der Kulturwissenschaftlerin Anja Schürmann über Fotografie als Sprache und die Frage, ob es einer Förderung der Lesekompetenz für visuelle Medien bedarf. Sowohl Woolf als auch Sontag würden diese Frage vermutlich mit "Ja" beantworten.
1. Experimentierfilme im Bambi Filmstudio
Ein Kino ist nicht der erste Ort, der als Schauplatz einer Foto-Biennale in den Sinn kommt. In diesem Fall folgt die Wahl der Logik der Biennale: Denn sie will Fotografie weiterdenken und setzt einen zusätzlichen Fokus auf zeitbasierte Medienkunst. Als Teil des umfangreichen Rahmenprogramms des Festivals und im Dialog mit der Hauptausstellung "Think We Must" in der Akademie-Galerie am Burgplatz wird das Filmkunstkino Bambi seit dem vergangenen Wochenende zum Begegnungsort für filmische Experimente. Sie alle eint, dass sie sich mit disruptiven geopolitischen Ausgangssituationen auseinandersetzen und damit, was sie für unsere Zukunft bedeuten.
"Imagi(ni)ng Otherwise", Bambi Filmstudio, bis 19. Juni
2. "False Spring" im Apollo-Haus
Auch andere ungewohnte Orte in Düsseldorf werden derzeit zu Kunsträumen: Ein altes Bürogebäude, das kurz vor dem Abriss steht, wird spontan zum Atelier für Studierende der KHM Köln. Teilnehmende des Seminars "urban stage ff." unter der Leitung von Mischa Kuball haben sich hier breit gemacht. Möglich gemacht hat das der Kunstverein 701 e.V., der regelmäßig Pop-Up-Ausstellungen an ungewöhnlichen Plätzen realisiert. Nun beherbergt das "Apollo-Hochhaus" die ortsspezifischen Werke, die die Studierenden in den vergangenen Wochen dort schufen. Während die Ausstellung den Moment zwischen Schöpfung und Zerstörung einfängt, blicken andere Schauen zurück auf die unterschiedlichen Anfänge der künstlerischen – und nicht explizit künstlerischen – Fotografie.
"False Spring", Apollo-Haus (Königsallee 106), bis 19. Juni
3. Man Ray bei Linn Lühn
Linn Lühn zeigt indes Arbeiten des Fotopioniers und Surrealisten Man Ray. In ihrer Galerie in Flingern hängen die Porträts junger Frauen, darunter auch seine Partnerin Lee Miller, in einer einst von dem Künstler festgelegten Ordnung. Durch das von ihm angewandte Solarisationsverfahren umgibt einige der Köpfe ein auratisches Schimmern. Für heutige Augen, die digitale Verfremdungseffekte und Fotofilter gewöhnt sind, birgt gerade dieses der analogen Fotografie eigene Verfahren etwas Magisches.
"Man Ray: Femmes", Linn Lühn, bis 11. Juni
4. Hiroh Kikai und Joel Stevenetts "Menschen"
Inspiriert von den Porträts August Sanders sind auch die Werke von Hiroh Kikai und Joel Stevenett. Auf völlig unterschiedliche Weise knüpfen die beiden Fotografen an Sanders Erbe an. Was die Schwarz-Weiß-Arbeiten des in Japan geborenen Kikai und die mit einer Plattenkamera aufgenommenen Farbfotos von Stevenett gemein haben, ist die Einbeziehung des Ortes: Während ersterer die Personen vor dem immergleichen Tempel im Tokioer Asakusa ablichtet, sind die Bilder in Stevenetts Serie "Kottbusser Tor" eine Hommage an das Leben der Menschen im Berliner Stadtteil Kreuzberg.
"Hiroh Kikai und Joel Stevenett: Menschen", boa-basedonart, bis 9. Juli
5. Fotografien aus der Sammlung Walther im K21
Im K21, dem Haus für zeitgenössische Kunst der Kunstsammlung NRW, treten die seriellen Arbeiten der Bechers und Sanders berühmte "Menschen des 20. Jahrhunderts" in den Hintergrund und werden den Stars der Schau lediglich gegenübergestellt. Die aktuelle Präsentation von Fotografien aus der Sammlung Walther, die sich fotografischen Positionen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora widmet, legt die Parallelen in der Entwicklung des Mediums offen und beweist zugleich, dass es nicht der Beeinflussung durch die uns in Deutschland bekannten Protagonisten bedurfte, um eine ähnliche und doch ganz eigene Fotografiegeschichte zu schreiben. Die Sammlung, die von Okwui Enwezor mit aufgebaut und 2010 in einer von ihm kuratierten Ausstellung erstmals öffentlich präsentiert wurde, umfasst unter anderem Werke von Samuel Fosso, Oladélé Ajiboyé Bamgboyé und Yto Barrada. Besonders ins Auge fallen Arbeiten von J.D. 'Okhai Ojeikere. Die Fotos aus der in den 1970er-Jahren entstandenen Serie "Hairstyles" zeigen prächtige Frisuren. Die skulpturalen Gebilde sind in ihrer Einzigartigkeit Ausdruck des Individualismus der Fotografierten – und fungieren so auf ihre Weise als Porträts. Zuletzt mit einer großen Schau im Gropius Bau in Berlin geehrt, nehmen auch die Bilder von Zanele Muholi einen besonderen Platz in der Ausstellung ein.
"Dialoge im Wandel. Fotografien aus der Walther Collection", Kunstsammlung NRW K21, bis 25. September
6. Thomas Ruff und Wolfgang Plöger bei Konrad Fischer
Lokaler wird es bei der Traditionsgalerie Konrad Fischer: Die Arbeiten der Düsseldorfer Fotokunst-Koryphäe Thomas Ruff basieren auf Bildern aus alten kommunistischen Propagandamagazinen aus China und Russland, die verfremdet und vergrößert die eigentliche Motivation der Bilder ad absurdum führen. Ganz anders widmet sich in der zweiten Ausstellung der Galerie der Konzeptkünstler Wolfgang Plöger dem Thema Bild und Licht: In seinen Arbeiten setzt er sich mit tracking dots auseinander, kleinsten nachverfolgbaren Punktmustern, die bei jedem Kopier- und Druckvorgang mittels Fotokopierer auf dem Papier hinterlassen werden und so auf das Gerät – und damit auch die Person, der es gehört – schließen lassen.
"Thomas Ruff: Tableaux Russes and Tableaux Chinois" & "Wolfgang Plöger: Between Wild Rumor and a Genuine Account", Konrad Fischer Galerie, beide bis 26. August
7. Raum- und Architekturfotografie bei Art Edition-Fils, Julia Ritterskamp und Nidus Kosmos
Eine Gattung für sich bildet die Architekturfotografie: Das Fragmentarische einzelner Streben, skulpturale Gebilde und vom Menschen geschaffene Landschaften üben seit jeher eine Faszination auf Fotografinnen und Fotokünstler aus. Bereits in einer der frühsten Fotografien, dem Bild, das Louis Daguerre 1839 vom Place de la République machte, ist die Architektur die Protagonistin. Es verwundert daher nicht, dass auch einige der Ausstellungen in Düsseldorf sich dem Thema widmen, so auch bei Art Edition-Fils mit Fotografien aus Mega-Cities von HG Esch oder in der Ausstellung von Sabine Meier in den Räumen von Julia Ritterskamp. Hier verschwimmt die Grenze zwischen im Atelier konstruierten Szenen und Stadtansichten, die durch die Einbeziehung der Fester und Balkontüren, durch die auf sie geblickt wird, etwas Bühnenhaftes bekommen. In der Architekturgalerie Nidus Kosmos werden Fotos von Fotografinnen und Fotografen aus Deutschland, Belgien und der Schweiz gezeigt, die eingeladen wurden, den Stadtraum Düsseldorfs zu erkunden und zu porträtieren. In der ihnen nicht bekannten Umgebung nehmen die Orte und Dinge in den Blick, die für gewöhnlich nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.
"HG Esch: Nah und Fern", Fils Fine Arts, bis 12. Juli; "Sabine Meier: Annexes", Julia Ritterskamp, bis 31. Juli; "Und Jetzt?", Nidus Kosmos, bis 14. Juli
8. Fotoexperimente bei Ross 31 und Rupert Pfab
Die Gruppenausstellung "Shifting" bei Ross 31 widmet sich raumspezifischen Arbeiten, die auf fotografische Methoden zurückgreifen und sich an der Schnittstelle zwischen Skulptur, Video, Sound und Malerei bewegen. Noch experimenteller wird es bei Rupert Pfab, wo Fotowerke von Astrid Busch gezeigt werden, die in Istanbul entstanden sind. In der Stadt am Bosporus setzte sie sich mit der Verbindung der Stadt zu ihrem Hafen auseinander, den Schiffen und dem Wasser. Entstanden sind abstrakte Werke, die unterschiedliche Materialien, (Druck-)Techniken und Entstehungsweisen vereinen. Statt Momentaufnahmen sind sie Produkte verschiedener, sich überlagernder Zeitebenen und komplexer Entstehungsprozesse. Neben Fotopapier dienen Busch auch Teppiche, Messing und Aluminium als Bildträger, die im Raum mit ihren außergewöhnlichen skulpturalen Arbeiten in den Dialog treten. Mit ihren oxidierten Oberflächen erinnern diese an aus dem Hafenbecken gefischte Krebse.
"Shifting", Ross 31, bis 26. Juni; "Astrid Busch: Viking Venus", Galerie Rupert Pfab, bis 26. Juni
9. Die Frage nach der Wahrheit bei Kadel Willborn
Die Gretchenfrage wird schließlich bei Galerie Kadel Willborn gestellt. Die Positionen in der Ausstellung "Is it true?" prüft die Fotografie auf ihren Wahrheitsanspruch. Gezeigt werden hier Arbeiten von Natalie Czech, Jan Paul Evers, Barbara Kasten und Kathrin Sonntag. Während Natalie Czech Texte und Bilder verfließen lässt und so nach Art von Margittes Nicht-Pfeife die Bildinhalte negiert, arbeitet Jan Paul Evers mit gefundenen Dokumentarfotos. Die Schwarz-weiß-Werke von Barbara Kasten konstruieren in bekannter Manier und im wahrsten Sinne Räume. Kathrin Sonntags poetische Bildanschnitte scheinen hingegen geradezu surrealistisch.
"Is it true?", Kadel Willborn, bis 11. Juni