"Denkt ihr eigentlich jemals über den Tod nach?" Als Barbie in Greta Gerwigs Blockbuster-Film diese Frage stellt, erstarrt die Partygesellschaft in Barbieland schockiert – die Szene ging auf den sozialen Medien viral. Vergänglichkeit, was ein unbehaglicher Gedanke, einer, der den Alltag übersteigt und auch Nicht-Barbies oft zu groß und anstrengend ist.
Die Ambivalenzen und Unbehaglichkeiten der Menschlichkeit sind auch Thema der Ausstellung "Do you guys ever think about dying?" in der Berliner Galerie Parterre. Björn Brolewski, der die Schau gemeinsam mit Laila-Marie Busse kuratierte, hat Pankows kommunale Galerie und die dazugehörige lokale Kunstsammlung neu übernommen und will sich nun in Berlins Kunstszene neu positionieren, mit einer frischen Kombination von hiesiger junger Kunstszene – die ja eh längst überregionalen Anspruch hat –, kombiniert mit dem Blick darüber hinaus.
So finden sich jetzt in den großzügigen Altbauräumen im Prenzlauer Berg die in Berlin lebenden Künstler Frank Jimin Hopp und Felix Kultau mit der Düsseldorferin Antonia Freisburger zusammen. Die 1990 geborene ehemalige Meisterschülerin von Andreas Schulze in Düsseldorf zeigt spacige Malerei in intensiven Farben, organische Formen wabern in Pink und Blau, man wird hineingesogen in scheinbar pulsierende Formen irgendwo zwischen 70er-Jahre-Science-Fiction und zeigenössischer Digitalästhetik. Das Unheimliche ist hier abstrakt.
Ein Ort, den man sich merken sollte
Bei Felix Kultau wird es konkreter. Der 1984 geborene Städelschul-Absolvent, der mittlerweile in Berlin lebt, erinnert mit seinen bemalten und zu Skulpturen verarbeiteten metallenen Schulspinden an Teenage Angst aus zweiter Hand, die man auch als deutscher Heranwachsender über die tägliche Dosis US-amerikanischer Coming-Of-Age-Soaps einsog. Ein riesiges weinendes Auge schaut einen von den mit Farbschlieren bedeckten Metalltüren eines Schrankes an. Und ein ausgedienter Service-Trolley aus dem Flugzeug grinst mit ausgeschnittenem Grusel-Gebiss.
Am entschlossensten springen einen aber die Bildwelten des jüngsten Künstlers der Ausstellung an. Der 1994 geborene Deutsch-Koreaner Frank Jimon Hopp, der erst im vergangenen Jahr seinen Abschluss an der Berliner Universität der Künste gemacht hat, malt comichaft verzerrte Gestalten, die in archaischen Handlungen verstrickt scheinen. Sie fressen in melancholisch postapokalyptischen Szenen nicht nur gegrillte Hühnerbeine, sondern legen auch mal ein bedrohlich großes Herz auf den Grill.
Die mit Totenköpfen garnierte Torte, die ein anderer Protagonist auf einem Gemälde vor dem Bauch trägt, gibt es so ähnlich auch in dreidimensional: Hopp hat sie als Keramik produziert, überbordend, bunt, exzessiv. Das Groteske trifft auf die Lust am Material – ein eindrucksvoller Auftritt. Und ein Ort, den man sich merken sollte.