Podcast "Fantasiemuskel" #55

Die Wirklichkeit in ihrer Konflikthaftigkeit begreifen – mit Jesko Fezer

Fantasiemuskel mit Jesko Fezer

Der Designer Jesko Fezer beschäftigt sich mit der Frage, wie Gestaltung gesellschaftlich wirksam sein kann. Er will Partei ergreifen und sich mit Konflikten auseinandersetzen. Für den Monopol-Podcast "Fantasiemuskel" haben wir ihn getroffen

Wie kann Gestaltung gesellschaftlich wirksam sein? Das ist die Kernfrage, unter der man das vielfältige Schaffen von Jesko Fezer subsumieren könnte. Er hat Architektur studiert und über Politisierung von Architektur geforscht und lehrt heute Experimentelles Design an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Dort hat er eine "Öffentliche Gestaltungsberatung" etabliert, ein sozialaktivistisches Designangebot, dass jede und jeder in Anspruch nehmen kann. Damit, so berichtet Jesko Fezer den beiden Monopol-Podcastern Friedrich von Borries und Torsten Fremer, ermöglicht er den Studierenden, an realen lebensweltlichen Problemen zu arbeiten, statt – wie es leider an vielen Hochschulen passiert – sich mehr schlecht als recht welche auszudenken.

Und nicht nur die Studierenden, sondern auch die Gesellschaft hat etwas davon. Schließlich bekommen Menschen, die Hilfe brauchen, von der Öffentlichen Gestaltungsberatung praktische Unterstützung. Und Initiativen, die sich schon sozial engagieren, erhalten gestalterische Verstärkung. 

Dabei macht Jesko Fezer klar, dass Gestaltung immer politisch sei, weil sie Interessen vertrete – was sich die meisten Designerinnen und Designer aber gar nicht bewusst mache. Er engagiert sich deshalb dafür, solche Interessen klar zu benennen, also Partei zu ergreifen. Erst dann könne man die jeweilige Positionierung diskutieren – und sich in seiner Arbeit mit der Konflikthaftigkeit der Wirklichkeit auseinandersetzen.

Humor als wichtiges Instrument

Die beiden Podcaster sprechen mit Jesko Fezer aber auch über seinen Berliner Buchladen Pro qm und eine als Kunstpreis getarnte Wirtschaftsförderung. Die Podcaster lernen ihn auch von einer privaten Seite kennen, etwa wenn er von den Bundesjugendspielen berichtet und erzählt, dass die Welt der Kunst für ihn als junger Mann ein Raum war, in dem er heteronormativen Männlichkeitsbildern ausweichen konnte.

Und schließlich macht der Designer, der mit der Kooperative für Darstellungspolitik auch viele Kunstausstellungen gestaltet, dass Humor für ihn ein wichtiges Instrument ist, die Wirklichkeit auszuhalten – und damit Voraussetzung ist, um als Gestalter gesellschaftlich wirksam zu werden.

Sie können "Fantasiemuskel", den Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen bekannten Plattformen hören – oder die neue Folge direkt hier: