Es ist etwas faul in dieser georgischen Familie. Im Video "Heavy Metal Honey" des 1985 in Tiflis geborenen und in Berlin lebenden Vajiko Chachkhiani sieht man eine Großfamilie am Tisch sitzen. Die Älteren trauern der vergehenden Zeit nach, die Jüngeren schlagen sie am Smartphone tot. Als es im Esszimmer zu regnen beginnt, richtet die Mutter mit einer Armeepistole ein Blutbad an. Doch mit dem letzten Regentropfen sitzen alle Hingemetzelten wieder lebendig auf ihren Stühlen. Ist der Regen eine Metapher für lähmenden Stillstand oder das Signal für eine Revolte?
Auch in der Installation "Secret that mountain kept" liegen Freiheit und Tod nah beieinander. Man durchschreitet ein Set aus Treibgut, Gitterstäben und angeschwemmten Büschen. Sie sind zur Falle für Tiere eines Karussells geworden: Es geht um die drei Jahre zurückliegende Überschwemmung des Zoos in Tiflis, bei der 19 Menschen und die Hälfte der 600 Wildtiere umkamen. In Chachkhianis melancholisch-surrealen Geschichten steht Georgien exemplarisch für die Misere des zunehmend nach rechts driftenden Osteuropas – nur schwer kann man sich seiner Poesie der brüchigen Augenblicke entziehen.