Es war eine große Geste, als der Museumsdirektor Jan Hoet vor genau 30 Jahren mit der Ausstellung "Chambres d'amis" Kunst in Wohnungen von Genter Bürgern ausstellte: raus aus dem Sinnbehälter Museum, auf ins Offene!
Doch was bleibt davon, wenn durch Instagram und NSA das Private allzu öffentlich geworden ist? Wenn sich jeder Facebook-Kontakt "Freund" nennt, Unternehmen ihre Kunden duzen oder sie gar wie Uber und Airbnb als Dienstleister einbinden? Wenn Gentrifizierung und Angst vor dem Fremden soziale Milieus voneinander trennen? Und schließlich: wenn der Markt Kunst selbst zum Statussymbol und Einrichtungsgegenstand degradiert?
All diese Fragen wirft die Ausstellung "Hausbesuch" auf, die das Museum Ludwig an vier Wochenenden im November in Kölner Privathäusern zeigt. Marwa Arsanios, das Kollektiv Åyr, Neïl Beloufa, Pia Camil, Mélanie Matranga und das Duo Calla Henkel/Max Pitegoff kommentieren mit eigens für die Schau geschaffenen Arbeiten die häusliche Umgebung oder nutzen sie, um ungewöhnliche Rezeptionshaltungen zu erzeugen. Denn in Privaträumen wirkt Kunst anders, weshalb die Schau auch die Möglichkeiten und Beschränkungen der bürgerlichen Einrichtung Museum reflektiert. "Was passiert also, wenn nicht nur das Private öffentlich wird, sondern auch das öffentliche Museum an private Orte geht?", fragt Kuratorin Leonie Radine.