Der deutsche Architekt Ole Scheeren ist für seinen bahnbrechenden Wohnkomplex "The Interlace" in Singapur mit einem weiteren bedeutenden Architekturpreis geehrt worden: Der Rat für Hochhäuser und urbanes Wohnen (CTBUH) hat den 2013 fertiggestellten Gebäudekomplex jetzt mit dem "10 Year Award" ausgezeichnet. Der Preis würdigt die nachhaltige Leistung von Hochhausprojekten und deren außergewöhnlichen Wert über ein Jahrzehnt - und wird an Bauten vergeben, die sich in ihrem städtischen Kontext und bei den Nutzern wirklich bewährt haben.
Die Auszeichnung festige «den Status von The Interlace als dauerhafte Ikone im Bereich der Stadtentwicklung», teilte das Büro des Karlsruhers am Donnerstag mit. Verliehen wurde sie im Rahmen der CTBUH-Jahreshauptkonferenz in dem südostasiatischen Stadtstaat.
"The Interlace ist ein Beweis dafür, dass es möglich ist, den Status Quo des verdichteten urbanen Lebens dauerhaft neu zu definieren, indem man Natur in Architektur integriert und damit unser städtisches Leben auf eine neue Ebene bringt", sagte Scheeren (52). 2014 war der Komplex bereits als weltweit bestes Hochhausprojekt für städtischen Lebensraum geehrt worden, ein Jahr später folgte der "World Building of the Year-Award".
Ein vertikales Dorf in der Gartenstadt
Der gestapelte, vielschichtige Bau bietet auf 170 000 Quadratmetern Fläche 1040 Wohnungen, mehrere Innenhöfe und viele begrünte, gemeinschaftlich nutzbare Flächen. Er sei als "vertikales Dorf" konzipiert und verwandele "vertikale Isolation in horizontale Konnektivität", so Scheerens Büro. Die "Gartenstadt" Singapur ist eine der grünsten Metropolen der Welt. Die Behörden legen wegen der dichten Besiedelung besonderen Wert auf urbane Baukonzepte, die viele - oft auch vertikale - Grünflächen beinhalten.
Scheeren war durch den Bau der 2013 als bestes Hochhaus der Welt ausgezeichneten Sendezentrale von Chinas Staatsfernsehen CCTV in Peking bekanntgeworden. Er hatte sich 2010 selbstständig gemacht und führt unter anderem ein Büro in der chinesischen Hauptstadt. Berühmt ist er unter anderem auch für das Guardian Kunstzentrum in Peking und das "verpixelte" Hochhaus MahaNakhon in Bangkok.