"Dandy Diary"-Prank

Der falsche Scheich im Hamburger Luxuskaufhaus

Verrät die hedonistische westliche Modewelt ihre Errungenschaften, wenn es um neue Märkte geht? Der Modeblog "Dandy Diary" hat einen als Scheich verkleideten Schauspieler in ein Hamburger Luxuskaufhaus geschickt und das Personal mit dessen frauenfeindlichem Verhalten konfrontiert

Für die einen sind Hidschab und Tschador Symbole der Unterdrückung, für die anderen Zeichen der Selbstermächtigung, vor allem aber ist muslimische Mode schwer im Kommen: Der globale Jahresumsatz lag 2015 bei 44 Milliarden Dollar, für 2022 sind 373 Milliarden Dollar prognostiziert. Wenn Marken wir Nike ein Sportkopftuch herausbringen, ist das also gleichzeitig ein Beitrag zur inklusiven Mode und ein Sprung auf den millardenschweren arabischen Markt.

Doch wie weit gehen Hersteller und Verkäufer von Mode, wenn es um Ideologien, religiöse Vorstellungen und Lebensweisen geht, die nicht mit den Menschenrechten vereinbar sind? Der Berliner Modeblog "Dandy Diary" hat jetzt einen Versuch gestartet und einen falschen Scheich und seine drei angeblichen Ehefrauen in ein Hamburger Luxuskaufhaus geschickt. Der Besuch wurde vorher durch Mails und Telefonate angekündigt, also standen Betreuerinnen und Betreuer bereit. Das Ganze wurde heimlich mit vier an den Körpern der Schauspielerinnen und des Schauspielers versteckten Kameras aufgezeichnet.

Es ist erschreckend, was die Verkäuferinnen und Verkäufer hinnehmen: Sie schweigen zur 15-jährigen Ehefrau, für die sie freundlich Dessous heraussuchen, sie schweigen zu frauenfeindlichen Äußerungen, sie kratzen dem Scheich den Rücken und tragen ihn sogar wortwörtlich auf Händen.

"Fata Morgana ist eine Satire", schreibt "Dandy Diary". "Aber auf was denn schlussendlich eigentlich? Auf die Kultur der Scheichs? Oder aber auf eine Industrie, die – sobald das Bakschisch stimmt – offensichtlich keine Grenzen mehr kennt? Darf der weiße Mann 2019 die arabische Kultur parodieren, um das weiß-kapitalistische System zu entlarven?"

Leider setzt die vermeintliche Entlarvung am falschen Ende des Systems an: bei den Angestellten, die vielleicht aus Sorge um den Arbeitsplatz einiges hinnehmen, statt bei den Entscheidern auf höherer Ebene. So ist diese Satire vor allem eines: ein böser Streich, der zunächst einmal und vor allem Vorurteile reproduziert.