Der österreichische Architekt Gustav Peichl, zu dessen Werken die Bundeskunsthalle in Bonn zählt, ist tot. Peichl starb im Alter von 91 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit am Sonntag in Wien, wie sein Sohn, der Galerist Markus Peichl, am Montag der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Zu Peichls Bauten gehören auch das Probengebäude der Münchner Kammerspiele, der Anbau des Städel Museums in Frankfurt/Main sowie die Kindertagesstätte des Deutschen Bundestags im Berliner Regierungsviertel. "Als Vertreter der klassischen Moderne verfolgte Peichl technische Ästhetik, klassische Proportionen, Witz und Sinnlichkeit", hieß es in einer Mitteilung der Familie.
Neben seiner Tätigkeit als Architekt zeichnete Peichl als "Ironimus" zahlreiche Karikaturen unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung" und den "Stern". Wie die Familie mitteilte, veröffentlichte er in den vergangenen sieben Jahrzehnten mehr als 12 000 Karikaturen und 3000 Cartoons. Außerdem brachte er mehr als 120 Bücher heraus.
Mit dem Zeichnen von Karikaturen begann der am 18. März in Wien geborene Peichl laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA, um das Architekturstudium zu finanzieren. Im Laufe der Zeit wurde aus dem Hobby aber ein Zweitberuf. "Die Karikatur ist ein Ventil für mich. Sie erspart mir sozusagen den Psychiater", erklärte er einmal.
Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen lobte Peichl am Montag als prägende österreichische Persönlichkeit."Er hat sich immer wieder zum Zeitgeschehen geäußert & war eine wachsame Stimme, die Modernität & Tradition gleichzeitig verbunden hat", so Van der Bellen auf Twitter. Außen- und Kulturminister Alexander Schallenberg erklärte, dass Österreich "nicht nur einen wegweisenden Architekten, sondern auch einen kritischen Beobachter unserer Gesellschaft", verliere. Für Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder war Peichl ein «großes Genie des Geisteslebens wie der Architekturgeschichte».
In Österreich wurde er nicht zuletzt durch seine Entwürfe für die ORF-Landesstudios bekannt. Der öffentlich-rechtliche ORF wollte die Leistungen Peichls am Montagabend in mehreren Sendungen würdigen.