Von Weiß zu Schwarz geht der Weg. Vier, fünf Räume, als Passage durch distinkte Werkzyklen Rosemarie Trockels in Zürich. Zum Auftakt wie in Kunstharz eingegossene, schmutzig weiße Designer-Chaiselongues, unbesitzbar und abweisend, ironische Volte einer Künstlerin, die die scheinbar einladende Geste – nimm Platz! – sogleich wieder aufhebt: Dies sind Skulpturen, halt dich fern davon! Danach ein Raum mit monochromen Großformaten, je eingekeilt in grobe, auf den Strick applizierte Bretterrahmen.
Die großen musealen Gesten thematischer Geschlossenheit unterläuft Trockel aber schnell, durch klug gesetzte, beidseitig einsehbare Vitrinen als Raumtrenner. Diese sind der Clou der Züricher Schau: kleine Wunderkammern und skulpturale Miniretrospektiven. Wunderkabinette aus Kaugummibronzen, verfilzten kleinen Wollmonstern, Plattenspielern und „Daddy’s Striptease Room“ aus Pappe (Letzterer mit eingebautem Kölner Dom) et cetera.
Es folgt eine weitere Serie aus dem Werk einer Künstlerin, die sich immer noch stetig neu erfinden kann. Die ungemein originellen Collagen, in denen die Augenbraue eines in einen Zyklopen verwandelten Francis Bacon schon mal aus einem Stück Bademantelgürtel bestehen darf. Sowie die prächtigen Keramiken, krude Materialballungen, aus denen etwa ein Spiegelrund herauswachsen darf, seinerseits bearbeitet wie ein Fontana.
Kunsthistorisches wird gefiltert, umgedeutet, persifliert: Auf dem Boden der Tradition wächst dieses OEuvre, das keineswegs nur auf feministische Subversionsstrategien reduziert werden kann, inzwischen zu einer Grandiosität heran, die sich auch der Souveränität Trockels im Umgang mit Räumen verdankt. Der (vorläufige) Schlusspunkt der Raumfolge ist ein komplett schwarzer Saal, wiederum mit Woll-Monochromien, der mal eben die ganze Gothic-Abteilung der Gegenwartskunst alt aussehen lässt, aber diese gleichzeitig auch parodiert. Ein abgetrenntes Kabinett zeigt eine hydraulisch bewegte, putzende Transe – Reinigungsfantasien, einmal mehr ironisch aufgefasst, in der Kunsthalle.
Gleichzeitig läuft im Basler Kunstmuseum noch eine weitere Trockel-Ausstellung mit Zeichnungen, aber auch Buchentwürfen in nie gezeigter Vielfalt. Diese Künstlerin bleibt einfach so vielgestaltig wie unfassbar.
Kunsthalle Zürich, bis 15. August. Kunstmuseum Basel, bis 5. September