Als Walter Pichler 1967 sein "Tragbares Wohnzimmer" vorstellte, erregte diese "Isolationszelle" erhebliches Aufsehen: ein Helm mit eingebautem Minimonitor, der den Kopf ganz umschließt. Der 2012 verstorbene Österreicher war damals ein zwischen Architektur, Design und Bildhauerei surfender Popstar, der bereits gemeinsam mit Hans Hollein ausgestellt und seinen Stuhlklassiker "Galaxy 1" aus Aluminium im hippen Space-Look entworfen hatte. Das MoMA lud ihn zur Teilnahme an der Ausstellung "Visionary Architecture" ein. Sein Zyklus der "Prototypen", noch ganz im Flow des Techno-Futurismus, fand in der "Vogue" und bei der Documenta 4 Anklang, allen voran die Skulptur "Kleiner Raum", eine Art Insektenkopfbedeckung mit Anschlüssen für Klimaanlage und Mikrofon, in der man komplett versorgt Abstand von der Welt halten konnte.
Die damalige Faszination für PVC-Folie, Plexiglas und Polyester erschließt sich beim Flanieren zwischen durchsichtigen Raumkapseln und verdächtigen Cyborg-Armprothesen in der Ausstellung in Salzburg zwar nicht mehr, aber die Assoziationen zu Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" stellen sich immer noch ein, zumal schon Pichlers frühe Zeichnungen und Architekturmodelle, die bisher nur selten gezeigt wurden, mit hängenden Betonstädten und ihren ausfahrbaren Kernen verblüffen.
Ein Solitär war der Österreicher im Jahrzehnt von Buckminster Fuller natürlich nicht. Die von ihm mitverantwortete Zeitschrift "Bau", aufgereiht neben Reisefotos in Vitrinen, wimmelt von ähnlich utopischen Laborentwürfen. Und manche nahmen bereits die nächste Stufe: Ebenfalls 1967 entwickelte Ivan Sutherland das erste "head-mounted Display". Er legte den Weg frei in die Virtual Reality.
Was in den eigentlich technikaffinen Sixties von Kulturpessimisten wie Pichler mit Angstlust beäugt wurde, ist heute Realität. Das Abtauchen in digitale Parallelwelten hat zwar nicht zur befürchteten Abkapselungsepidemie geführt – zu Smartphone-Sucht, Zeitungskrise, perfektionierter Überwachung und Steuerung von Meinungsströmen aber durchaus.
Visionär, wie Pichler war, zog er sich 1972 rechtzeitig zurück, auf ein altes Gehöft im Südburgenland, wo er fortan archaische Skulpturen aus Holz, Leim und Knochen produzierte. Statt sie zu verkaufen, steckte er sie in eigens gebaute Kunstkammern, die er in die Landschaft integrierte. In drei angenehm entschleunigten Filmdokumentationen führen Pichlers Frau und Tochter in diese Spätphase seines Œuvres. "Technoid" ist hier ein Fremdwort. Die Areale ähneln eher kultischen Begegnungsstätten – mit der Lizenz zur Selbstversorgung ganz ohne Kabelanschluss.