Rückblick

Das Kunstjahr 2017 in Zitaten

"Ivanka Trump besitzt jetzt eine Fälschung"
(Der US-Künstler Richard Prince zieht am 12. Januar mit diesem Satz die Autorenschaft von einer Arbeit zurück, die er vor zwei Jahren an das Ehepaar Kushner-Trump verkauft hatte)

"Das Kunstwerk mit dem Hakenkreuz ist unserer Meinung nicht von allein erklärbar."
(Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg. Die Gewerkschaft hat Mitte Januar das Werk "Der Adolf war’s" - einen mit einem Hakenkreuz versehene Motorhaube eines VW Käfer - des österreichischen Künstlers Wolfgang Flatz aus einer Ausstellung entfernen lassen.)

"Das, wofür Trump und sein Kabinett stehen, ist das Gegenteil von dem, worauf Künstler ihr Leben aufbauen. Deshalb sind die Künstler aufgebracht und bereit zurückzuschlagen."
(US-Künstlerin Jennifier Bornstein im Monopol-Interview)

"Es ist eine Schande, dass es immer weniger Vorbilder gibt, die uns lehren, wie man in Würde altert"
(Fotokünstlerin Cindy Sherman (63) beschäftigt sich zunehmend mit Fragen des Alters: Mitte Februar erzählt sie in einem Interview, dass sie mehr mit Photoshop arbeiten will, um wieder eine größere Bandbreite an Rollen abdecken zu können.)

"Für die meisten Künstler ist ihre Karriere ein blindes, grimmiges Voranstapfen. Ich bewundere das, aber ich glaube nicht, dass es eine Schande ist, sich für etwas anderes zu entscheiden, wenn man feststellt, dass man sein Leben anders führen muss, als erhofft."
(Hanya Yanagihara im Monopol-Interview. Die New Yorker Schriftstellerin hat mit ihrem Bestseller "Ein wenig Leben" über fiktive Künstlerbiografien beschrieben.)

"Es ist nicht akzeptabel, dass eine Weiße Schwarzes Leiden in Profit und Spaß verwandelt."
(Die Künstlerin Hannah Black am 22. März in einem offenen Brief an die Kuratoren der Whitney Biennale, in dem sie eine Debatte um Dana Schutz' Gemälde "Open Casket" und kultureller Aneignung anregt.)

"Wir finden es gut, dass die Bürger überhaupt darauf achten."
(Der Kasseler Feuerwehrchef über die Anrufe zahlreicher Bürger, die sich Sorgen machen über eine Rauchwolke, die seit dem 8. April, den Eröffnungstag der Documenta 14 in Athen, über dem Museum Fridericianum in Kassel schwebt: ein Werk des Künstlers Daniel Knorr)

"Ich weiß nicht, ob es Kunst ist. Mir reicht, wenn es ein Foto ist."
(Fotograf Peter Lindbergh am 11. April in der Kunsthalle München auf die Frage, ob seine Arbeit Kunst sei.)

"Das ist auch eine Form von Kolonialismus. Kunst ist Vielfalt. Das darf man nicht zerstören."
(Art-Cologne-Direktor Daniel Hug über die Art Düsseldorf, hinter der die MCH Group steht, die Muttergesellschaft der führenden Kunstmesse Art Basel)

"Kunst ist etwas, was dich für die Welt öffnet und zu dir selbst zurückbringt."
(Die Schauspielerin Isabelle Huppert bei der Eröffnung des Gallery Weekends in Berlin, in dessen Rahmen sie in der Galerie Michael Fuchs Arbeiten von fünf Künstlern vorstellte, die sich mit ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen.)

"Wir glauben, dass wir das, was wir zu wissen scheinen, verlernen müssen."
(Der künstlerische Leiter der Documenta 14, Adam Szymczyk, am 7. Juni auf der Eröffnungspressekonferenz in Kassel.)

"Ohne Robert beleidigen zu wollen, ich denke, er ist ein brillanter Künstler. Aber die Kunstwelt dreht durch." 
(Drum-and-Bass-Legende Goldie hat durch diesen Versprecher die Theorie befeuert, dass der anonyme Street-Art-Künstler Banksy identisch ist mit dem Massive-Attack-Sänger Robert Del Naja.)

"Erst in fünf, sechs Jahren kann man beurteilen, welche Bedeutung die Skulpturen 2017 hatte. Das ist nicht wie bei den Rocky-Filmen 1, 2 und 3, die werden ja immer blöder"
(Kasper König, künstlerischer Leiter der Skulptur Projekte, bei der Eröffnung der nach 1977 fünften Freiluftausstellung in Münster)

"Ich will wissen, wie viel Blut von einem Kunstwerk tropft."
(Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy im Sommer über ihre Erwartung, wie das geplante Humboldt Forum in Berlin mit seinem kolonialen Erbe umgehen soll.)

"Wir möchten nicht, dass im Licht der kulturellen Diplomatie Deutschlands Werbung für Rüstungskonzerne gemacht wird, sondern protestieren im Gegenteil ausdrücklich dagegen, dass unsere Arbeiten für diesen Zweck vereinnahmt werden."
(Hito Steyerl und fünf weitere Künstler protestieren im September gegen den Rüstungskonzern Rheinmetall als Sponsor der Ausstellung "Deutschland 8")

"Ich hoffe, die Medien werden der AfD in Zukunft dreizehn Prozent der Aufmerksamkeit geben und keine Minute und Zeile mehr."
(Der Künstler Wolfgang Tillmans am 25. September nach der Bundestagswahl zur Berichterstattung über die AfD.)

"Wir sind davon irritiert, dass in Pressemitteilungen und öffentlichen Reden statt der Inhalt unserer Arbeiten permanent unser Geschlecht und unsere Nationalitäten im Fokus waren. Es liegt auf der Hand, dass in einer wirklich gleichberechtigten Welt unser Geschlecht und unsere nationale Herkunft kaum eine Rolle spielen würden."
(Die vier Nominierten für den Preis der Nationalgalerie, die Künstlerinnen Sol Calero, Iman Issa, Jumana Manna und Agnieszka Polska, kritisieren in einem gemeinsamen Statement aus ihrer Sicht problematische Aspekte der Auszeichnung.)

"Casting-Agenten, schickt bitte keine jungen, unerfahrenen Mädchen zu männlichen Fotografen, von denen ihr wisst, dass sie gefährlich sind."
(Die Fotografin Collier Schorr im Oktober in einem Aufruf auf Instagram.)

"Wir wurden angegrabscht, runtergemacht, belästigt, verniedlicht, verhöhnt, bedroht und eingeschüchtert von denen, die in Machtpositionen sind und den Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten kontrollieren"
(Nach der Affäre um den "Artforum"-Mitherausgeber Knight Landesman beklagen hunderte Künstlerinnen, Kuratorinnen, Galeristinnen, Praktikantinnen und weitere im Kunstbetrieb beschäftigte Frauen in einem offenen Brief sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch in ihrer Branche.)

"Wenn man sich aus der Kunst all die Menschen wegdenkt, die unmoralisch, sexistisch, menschenverachtend oder auch ganz einfach kriminell gehandelt haben, dabei aber großartige, bis heute berührende oder aufwühlende Werke hinterlassen haben, wäre die Welt zwar ein kleines bisschen besser, aber die Kunst ein ganzes Stück ärmer."
(Stephan Berg, Direktor des Kunstmuseums Bonn, am 13. November über die Debatte um Sexismus und die Konsequenzen daraus.)