Virus-Darstellung

So sieht es also aus

In der Corona-Pandemie sind wir ständig mit mehr oder weniger genauen Darstellungen von Erregern konfrontiert. Nun haben Forschende erstmals hochauflösende 3-D-Abbildungen des Sars-Cov-2-Virus geschaffen

So sieht es also aus, das Virus, das große Teile der Welt seit rund einem Jahr bestimmt. In den Medien sind wir  durch die Non-Stop-Corona-Berichterstattung immer wieder mit Illustrationen, Modellen und Animationen des Sars-Cov-2-Erregers konfrontiert, die gern in giftigen Farben hinter Meldungen zur Pandemie gelegt werden. Die Igelball-Form ist inzwischen ikonisch geworden und existiert als Motiv auf T-Shirts, als Plüschtier und sogar als Corona-Praline. Auch Künstlerinnen und Künstler sind an der Darstellung des stacheligen Kügelchens nicht vorbei gekommen.

Die Covid-19-Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass jede Krankheit ihre eigene Bildsprache hat und dass manche Gefahren für die Gesundheit plötzlich omnipräsent werden, während über andere kaum noch gesprochen wird. Visualisierungen spielen bei der Vermittlung von Wissen eine große Rolle und prägen unsere Eindrücke von wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Bisher waren die Darstellung des Coronavirus als stachelige Kugel vor allem Annäherungen, nun ist es Forschenden im Umfeld der Technischen Universität Wien in Zusammenarbeit mit chinesischen Kolleginnen und Kollegen gelungen, Sars-Cov-2-Viren zu "fotografieren". Dabei handelt es sich um 3-D-Abbildungen echter, 60 bis 140 Nanometer großer Viren aus schockgefrorenen Proben. Laut der Wissenschaftler sind es die ersten ihrer Art. Die Bilder kommen der bisherigen Vorstellungen des Erregers recht nahe, charakteristisch sind die sogenannten Spikes, also die Stacheln, mit denen das Virus an die Wirtszelle andockt und in sie eindringt.

Die Künstlerin und "Kulturvirologin" Susanne Ristow wies im Frühjahr im Monopol-Interview darauf hin, wie wichtig bildgebende Verfahren sowohl für die Wissenschaft als auch für deren Verständnis und unsere Vorstellungen eines Sachverhaltes sind: "Ich habe unterschiedliche Virologen an ihrem Arbeitsplatz besucht und war immer wieder fasziniert von deren ästhetischem Anspruch bei der Sichtbarmachung, ihrem Willen zur Wiedererkennbarkeit ihrer Bildbearbeitung", sagte sie. "Es gibt dabei regelrechte Meister dieser teilweise alarmistischen Bildmaterialien: Der eine stellt Viren wie Torpedos da, der andere wie ein Raumschiff im Landeanflug. Ich habe für eine künstlerische Arbeit sieben verschiedene Typologien unterteilt, und auch in den letzten Tagen ist mir in der medialen Berichterstattung stark aufgefallen, welche symbolischen Räume sich da auftun, wenn wir die verbreiteten Bildmotive genauer betrachten."

In Bildern von Viren stecke immer auch Schönheit, so Susanne Ristow. Vorwiegend sollen die neuen Abbildungen von Sars-Cov-2 jedoch nun dabei helfen, den neuartigen Erreger besser zu verstehen - und auch effektiver bekämpfen zu können.