Das teilte sein Studio am heutigen Sonntag mit. Christo sei in New York eines natürlichen Todes gestorben. Er wurde 84 Jahre alt. "Christo hat sein Leben aufs Vollste gelebt", heißt es in dem Statement seines Teams. "Er hat nicht nur von dem geträumt, was unmöglich ist, er hat es realisiert."
Der Künstler wurde 1935 als Christo Vladimirov Javacheff in Bulgarien geboren. Er verließ das Land 1957 und arbeitete unter anderem in Prag, Wien und Genf. In Paris lernte er 1958 seine spätere Frau Jeanne-Claude Denat de Guillebon kennen, mit der er bis zu ihrem Tod 2009 als symbiotisches Duo zusammenarbeitete. Bekannt wurde das Paar vor allem durch ihre spektakulären Verhüllungsaktionen, die die Genregrenzen zwischen Malerei, Skulptur und Architektur verwischten. So verpackten sie Inseln vor der Küste Floridas und stellten bunte Stofftore im New Yorker Central Park auf.
Mit ihren 5600 Kubikmetern verpackten Luft auf der Documenta IV schufen die beiden 1968 eines der eindrücklichsten Kunstwerke der Weltkunstschau, das sich beinahe als unrealisierbar herausgestellt hätte, das dann aber doch 85 Meter hoch in den Himmel ragte. Vor 25 Jahren, im Sommer 1995, verpackten Christo und Jeanne-Claude den Reichstag im wiedervereinigten Berlin - um die fünf Millionen Menschen sahen das Kunstwerk, das dem Herrschaftsbau mit seiner problematischen Geschichte etwas von seiner Schwere nahm und ein deutsches Gemeinschaftserlebnis ermöglichte.
Das Künstlerpaar beharrte stets auf seiner Unabhängigkeit und finanzierte die Riesenprojekte im öffentlichen Raum selbst. Ihre Einnahmen generierten sie durch den Verkauf von Skizzen und Modellen ihrer Aktionen. Die Kunst für einzelne ermöglichte die Kunst für alle.
Auch nach dem Tod seiner Frau Jeanne-Claude arbeitete Christo, der immer noch von "wir" sprach, an ambitionierten Projekten. So ließ er 2016 sein Publikum mit seinen "Floating Piers" im italienischen Iseosee übers Wasser laufen. In diesem Jahr wollte Christo eigentlich den Arc de Triomphe in Paris verhüllen. Wegen der Corona-Pandemie wurde das Projekt auf 2021 verschoben. Noch in der vergangenen Woche erzählte Christo im Monopol-Interview am Telefon, dass er sich auf das Projekt freue und auch während des Lockdowns in New York nonstop daran arbeite. Ein Jahr Verzögerung, sagte der Künstler, sei für ihn keine lange Zeit. Immer wieder hatte er mit seiner Frau jahrzehntelang gekämpft, um eine Installation realisieren zu können. Er sei ein geduldiger und hartnäckiger Mensch und blicke optimistisch auf das kommende Jahr in Paris. Die Vollendung dieser Idee wird Christo nun nicht mehr erleben.
Warum Christo, der oft als "Verpackungskünstler" abgetan wurde, reif für eine Neubewertung ist, schrieb Monopol-Redakteur Sebastian Frenzel 2018 in seinem Kommentar "Christo kennt keine Grenzen".
Werke von Christo und Jeanne-Claude sind noch bis Anfang August im Palais Populaire in Berlin zu sehen.