Die Ethnologin Carola Lentz wird neue Präsidentin des Goethe-Instituts. Sie soll im November 2020 den bisherigen Leiter Klaus-Dieter Lehmann ablösen, dessen Amtszeit dann endet. Lentz sei am vergangenen Freitag vom Präsidium des Instituts in einer Sondersitzung gewählt worden, teilte das Auswärtige Amt am Montag mit.
"Mit Frau Professor Lentz wird das Goethe-Institut erneut eine Frau an der Spitze haben und dazu eine ausgewiesene Spezialistin für Afrika", teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) mit.
Lentz ist Professorin für Ethnologie an der Universität Mainz und Vizepräsidentin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Sie habe zunächst in Südamerika und seit Ende der 1980er Jahre regelmäßig in Westafrika geforscht, erklärte das Goethe-Institut. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Nationalismus, Kolonialismus und Erinnerungspolitik.
Das Goethe-Institut soll die deutsche Sprache fördern und die kulturelle Zusammenarbeit im Ausland stärken. Derzeit gibt es 157 Institute in 98 Ländern. Im vergangenen Jahr besuchten allein rund 244 000 Menschen die Deutschkurse des Instituts im Ausland. Finanziell unterstützt wird das "Goethe" vom Auswärtigen Amt.
Lentz wird die zweite Frau an der Spitze der Einrichtung sein. 2002 war die Juristin Jutta Limbach zur Präsidentin gewählt worden, 2008 übernahm dann Lehmann. Der Physiker und Mathematiker war vorher Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dort engagierte er sich unter anderem für den Wiederaufbau der Berliner Museumsinsel.
Lehmanns Amtszeit endet am 18. November 2020, einen Tag später soll seine Nachfolgerin übernehmen. Maas bedankte sich bei dem 79-Jährigen. Er habe das Goethe-Institut "mit seinem herausragenden Sachverstand und seiner menschlichen Wärme" geprägt. Gewählt werden die Präsidenten des Goethe-Instituts zunächst für vier Jahre.
Lehmann ließ über das Goethe-Institut mitteilen, die frühzeitige Entscheidung für seine Nachfolge sei "in unseren kurzatmigen Zeiten" ein "wichtiges Signal für die Wertschätzung des Goethe-Instituts". "Dass eine renommierte Wissenschaftlerin mit einem internationalen Netzwerk künftig die Geschicke lenken wird, begrüße ich sehr."