Ausstellung "F.C. Gundlach in Brasilien"

Brasilien und eine deutsche Fotografenlegende

Auf den Fotos sind sie zu sehen, die "Girls from Ipanema". Wunderschöne Models, plakativ in Szene gesetzt am Strand von Rio de Janeiro. Es ist nicht schwer, die Faszination des deutschen Fotografen F.C. Gundlach für Brasilien nachzuvollziehen, wenn man vor diesen Aufnahmen steht, die das Stadtmuseum im niedersächsischen Nordhorn gemeinsam mit der Stiftung F.C. Gundlach bis Mitte September zeigt. Anlass ist natürlich die Fußball-WM in dem südamerikanischen Land. "Brasilien war immer ein Lieblingsland für Gundlach", sagt Stiftungs-Geschäftsführer Sebastian Lux.

Der heute 87-jährige Franz Christian Gundlach zählt zu den bedeutendsten Modefotografen Deutschlands. 1956 ergab sich für ihn die Möglichkeit, mit der Lufthansa zusammenzuarbeiten. Die junge Airline engagierte ihn als Fotografen, der die Eröffnung der ersten Interkontinental-Verbindungen begleiten sollte, erzählt Lux. So kam Gundlach 1956 erstmals nach Brasilien. In den ersten Aufnahmen spielt die Mode noch nicht die große Rolle. Dafür zeigt er etwa Hafenszenen. Schiffe, auf die Bananen verladen werden, lachende Hafenarbeiter, die Kaffeesäcke schultern. "Diese Bilder zeigen eine Seite Gundlachs, die kaum bekannt ist", sagt Kuratorin Karin Lelonek. Straßenreportagen, die Alltagswelt im exotischen Land.

Damals war Brasilien nicht nur ein fernes Land, es war auch faszinierend, weil es ungeheuer modern war, sagt der Leiter des Stadtmuseums, Werner Straukamp. Mitten ins Landesinnere bauten die Brasilianer sich eine futuristische neue Hauptstadt, Brasilia. Der bekennende Kommunist Oscar Niemeyer war so etwas wie der Staatsarchitekt des Landes. Das Modernisierungsfieber zeigte sich auch in der Musik. Der swingende Bossa Nova von Musikern wie Joao Gilberto oder Antonio Carlos Jobim transportierte das Gefühl eines aufstrebenden jungen Landes.

Und Gundlach fotografierte. Er fotografierte die neu geschaffenen Gebäude von Brasilia. Er stellte die wunderschönen jungen Mädchen neben aufregende Architektur von Niemeyer. Er fotografierte auch das Haus des Architekten, die "Urwaldvilla" Niemeyers.

Seit den 50er-Jahren arbeitete F.C. Gundlach für die wichtigsten Frauen- und Modezeitschriften, die es damals in Deutschland gab: "elegante Welt", "Madame" und "Film und Frau". 1963 bekam er einen Exklusivertrag mit der Zeitschrift "Brigitte". Zu seinen Kunden gehörte aber auch das Nordhorner Textilunternehmen Nino. Das Unternehmen setzte damals seine neuen Stoffe mit eigenen Werbekampagnen in Szene, und schaltete Anzeigen in den großen Zeitschriften wie "Stern", "Twen", "Petra" und sogar der "Bravo", sagt Kuratorin Lelonek.

Ein Stoffhersteller kann natürlich zur Werbung nicht einfach nur einen Stoffballen fotografieren. Nino setzte seine neuen Produkte mit adretten Models in Szene, die dafür eigens entworfene Modellkleider trugen. Hier trat naturgemäß die Architektur in den Hintergrund. Wichtiger waren Details der Stoffe und modische Spielereien. Die Schnittmuster dafür wurden in den Zeitschriften abgedruckt. "Das gibt es heute auch nicht mehr", sagt Lux, und erzählt dazu, dass bis 1970 eine Nähmaschine zu den beliebtesten Geschenken für Hausfrauen gehörte.

Wer nun glaubt, dass unter den vielen Aufnahmen, die Straukamp, Lelonek und Lux aus den Archiven zusammengesucht, auch das eine oder andere Foto mit kickenden Straßenjungs zu finden ist, irrt. "Es fand sich nur ein Bild mit Fußball-Bezug", sagt Lelonek. Auf dem Foto von 1963 ist eine junge Frau zu sehen, die vor einem riesigen Plakat mit Pelé steht. Der Weltfußballer auf Augenhöhe mit der Mode - Brasilien á la F.C. Gundlach. (dpa)

"F.C. Gundlach in Brasilien – Mode- und Reportagefotografie", Stadtmuseum Nordhorn, NINO Hochbau, bis 14. September 2014