Radiobeitrag

Bloß nicht zurück zur Normalität

Wie kommt die Kunst zurück in die Innenstädte? In Mainz stellen Studierende ihre Arbeiten in einem leerstehenden Fotoladen aus
Foto: dpa

Wie kommt die Kunst zurück in die Innenstädte? In Mainz stellen Studierende ihre Arbeiten in einem leerstehenden Fotoladen aus

Die Corona-Pandemie stellt viele Menschen vor existenzielle Nöte, die schnelle Lösungen erfordern. Langfristig könnte sich unser Zusammenleben durch die Erfahrung der Krise aber grundlegend verändern - und das könnte allen nützen

Wer derzeit durch eine beliebige europäische Innenstadt flaniert, findet sich all dessen beraubt, das ein urbanes Umfeld normalerweise ausmacht. Nichts als leere Bürotürme, geschlossene Geschäfte, Restaurants und Kultureinrichtungen. Öffentliches Leben ist bis auf den Weg zur Arbeit oder die endlosen Spaziergänge mit einem weiteren Haushalt lahmgelegt. Das beleuchtet ein grundsätzliches Problem: Städte sind stark durch Konsum und Tourismus geprägt und sind eben nicht für alle da.

Dass sich das ändern muss, macht der derzeitige Lockdown sehr bewusst. Dass dies aber auch eine Chance für Veränderung bietet, haben wir am gestrigen Mittwoch bei einer Talkrunde in der Audio-App Clubhouse besprochen. Denn obwohl die unmittelbaren Auswirkungen der Krise auf das Leben der Menschen schnelles Handeln erfordern, eröffnet sich auch eine Möglichkeit, über langfristige Veränderungen nachzudenken. Eben nicht "Back To Normal". Die Monopol-Redaktion sprach dazu mit dem Architekten, Designtheoretiker und Monopol-Kolumnisten Friedrich von Borries, dem Monopol-Kolumnisten Ji-Hun Kim und der Designerin Maxie Schneider.

Dabei wurde deutlich, dass der öffentliche Raum, und damit auch Kulturinstitutionen, sich wandeln müssen. So könne die stille Allianz zwischen Kultur und Tourismus (die Wochenend-Gäste großer Städte wollen mit Blockbustern versorgt sein) nicht länger funktionieren, wenn aufgrund der Corona-Einschränkungen ständige Kurztrips unmöglich sind - und langfristig aufgrund der Klimakrise als unethisch verworfen werden. Museen müssten dann wieder stärker für die Menschen vor Ort da sein. Durch die Verlagerung von Arbeit ins Home Office und der Krise des stationären Einzelhandels könnten sich außerdem neue Räume in den Innenstädten auftun, die gemeinschaftlich genutzt werden können, wenn dazu politischer Wille besteht.    

Während der Diskussion wurden auch Projekte vorgestellt, bei denen bürgerschaftliches Engagement für die Kultur und gemeinschaftliche Formen des Miteinanders funktionieren oder in Planung sind. Darunter waren das Kölner Kulturzentrum Niehler Freiheit, die Initiative “Les Grands Voisins" in einem ehemaligen Pariser Krankenhaus und die Inselbühne Potsdam

Über die Ergebnisse des Talks und die Krise als Möglichkeit für Veränderungen spricht Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr auch bei Detektor FM im Radio, hier zum Nachhören: