Der Schritt war erwartet worden, jetzt ist es Gewissheit: Die Art Basel, die im Juni stattfinden sollte, wird wegen der Covid-19-Pandemie in den Herbst verschoben: Sie wird vom 17. bis 20. September 2020 in den Baseler Messehallen zu sehen sein, die Preview-Tagen sind am 15. und 16. September 2020. In der Zwischenzeit will die Art Basel weiterhin ihre neue digitale Plattform - die Online Viewing Rooms - ausbauen, um die Galerien in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen. Die Art Basel gilt als einer der wichtigsten Kunstmessen der Welt. Sie zog im vergangenen Jahr 93 000 Besucher an. Für Sammler und Besucher stellten 290 Galerien aus 35 Ländern aus. Die Ausgabe in Hongkong, die eigentlich in der vergangenen Woche stattfinden sollte, wurde wegen der Ausbreitung des Coronavirus gestrichen.
Auch die Liste Art Fair Basel wird verschoben und findet nun zeitgleich zur Art Basel statt.
Die Maastrichter Kunstmesse Tefaf, die am 7. März gestartet ist und am 11. März frühzeitig abgebrochen wurde, gerät zunehmen in die Kritik, da die Zahl der Covid-19-Fälle unter den Ausstellern und Besuchern steigt. Wie "The Art Newspaper" herausfand, gebe es bereits mindestens 25 Fälle von Covid-19, einige Personen wurden ins Krankenhaus eingeliefert, einige davon liegen auf der Intensivstation. Die Zahl der Betroffenen dürfte jedoch wesentlich höher sein, schätzt die britische Kunstzeitung – und zitiert Teilnehmer, die der Messe vorwerfen, das Risiko nicht richtig eingeschätzt zu haben. Ein Aussteller wurde bereits während der Laufzeit der Messe positiv getestet. Eine Tefaf-Sprecherin bestätigte die neuen Infektionszahlen: "Das könnte leider stimmen, aber da Tefaf zum jetzigen Zeitpunkt die Zahlen nicht zuverlässig überwachen kann, können wir auch nicht bestätigen, wann und wo die Menschen mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen sind." Sie betonte, dass die Entscheidung für die Messe nicht "von finanziellen Erwägungen beeinflusst wurde", sondern "in Zusammenarbeit mit den lokalen und nationalen Behörden".
In den letzten zwei Tagen wurden weitere Verschiebungen von Ausstellungen bekannt. Die 34. São-Paulo-Biennale, die ursprünglich für den 5. September geplant war, wird auf den 3. Oktober 2020 verschoben und endet am 13. Dezember. Die Einzelausstellungen von Clara Ianni und Deana Lawson sowie die von León Ferrari und Hélio Oiticica konzipierten Performances, die zwischen April und August stattfinden sollten, werden in die Gruppenausstellung integriert.
Die Ausstellung "Alicja Kwade. In Abwesenheit", die vom 1. Mai bis 17. August 2020 in der Berlinischen Galerie gezeigt werden sollte, wird auf April 2021 verschoben.
Der Kunstkritiker, Kurator und Historiker Maurice Berger ist im Alter von 63 Jahren aufgrund von Komplikationen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Das gab das Jüdische Museum in New York bekannt, an dem Berger mehrere Ausstellungen kuratiert hatte. Als Kurator, als Essayist und Kolumnist der "New York Times" beschäftigte sich Berger seit langem mit Rassismus in der Kunstwelt. "Sind Kunstmuseen rassistisch", fragte er 1990 in seinem berühmtesten Essay mit genau diesem Titel. Berger war Professor und Chefkurator am "Center for Art, Design and Visual Culture" an der University of Maryland. Außerdem schrieb er zahlreiche Artikel für Kunstmagazine wie "Artforum", "Art in America" und "October" und war Autor von elf Büchern. "Maurice war einer der leidenschaftlichsten aktivistischen Denker, die ich je kennen gelernt habe", schrieb sein Kritiker-Kollege Jerry Saltz auf Instagram. "Sein verjüngendes Schreiben hat nie eine dominierende Haltung eingenommen. Er hatte eine freundliche Aura, die Intensität und Liebe ausstrahlte." In den USA ist die Zahl der Virus-Toten am Mittwoch sprunghaft auf 737 gestiegen.
Die Sächsische Akademie der Künste Dresden wird in diesem Jahr ihren Hans Theo Richter-Preis nicht verleihen. Die Hildegard und Hans Theo Richter-Stifter habe die für September geplante Veranstaltung wegen der Warnungen der Experten zum weiteren Verlauf der Corona-Krise abgesagt, die Auszeichnung werde ausgesetzt, wie die Akademie am Donnerstag mitteilte. Der mit 20 000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre für bedeutende Leistungen der bildenden Kunst, besonders auf dem Gebiet der Zeichnung und Grafik, vergeben. Zu den bisher Geehrten gehören die südafrikanische Künstlerin Marlene Dumas sowie die Maler und Grafiker Max Uhlig und Claus Weidensdorfer.
Um Kunst und Kultur auch in Zeiten von Corona zu erhalten, hat das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden einen Aufruf gestartet. "Erstellen Sie einen kurzen Clip von Ihrer kreativen Arbeit und zeigen Sie, dass in Dresden Kunst und Kultur auch noch von zu Hause aus weiterlebt und gelebt wird", heißt es in dem "Open Call", den die Stadt am Mittwoch veröffentlichte. "Wichtig ist bei der Produktion natürlich, dass Sie die aktuellen Verhaltensregeln im Umgang mit dem Corona-Virus beachten", teilte das Amt mit. Ob aufgenommene Songs, Lesungen, DJ-Sessions, Theaterstücke oder Atelierrundgänge eingeschickt würden, sei aber egal. Alle professionellen freiberuflichen Kunstschaffenden mit Wohnsitz oder Arbeitsplatz in Dresden könnten sich beteiligen. Ausgewählte Beiträge sollen unter den Hashtags #stayathomeandbecreative #AnsteckenderAlsCorona #dontstopcreativity und #supportyourlocalartists auf den Social-Media-Kanälen der Stadt veröffentlicht werden. Um Künstler und Künstlerinnen in der Krise zu unterstützen, sollen diese Beiträge mit 250 Euro pro Künstler und Künstlerin vergütet werden.
Zu den überzeugten World-Wide-Web-Kunstakteuren gehört Robert Ketterer in München. Der Chef des großen deutschen Kunstauktionshauses ist seit Jahren schon bestens aufgestellt. Bereits 90 Prozent seiner Versteigerungen führt er im Netz durch. In den abendlichen Saalauktionen säßen zwar noch viele Interessierte, doch gebe es unter ihnen kaum mehr als zwei oder drei Bieter, sagte er der dpa. Sehr erfolgreich hält Ketterer Internet-Versteigerungen bei Objekten zwischen 10 000 und 40 000 Euro ab. Seit er aufgrund der Corona-Pandemie seine Säle schließen musste, habe er weniger Schwierigkeiten, die Verkäufer für Online-Auktionen zu gewinnen, erklärte er. Der gestiegenen Nachfrage werde er deshalb durch ein größeres und höherpreisiges Angebot nachkommen. Mit Live-Auktionen rechnet Ketterer frühestens wieder im Juni/Juli.
Krisen bringen Gewinner und Verlierer hervor. Viele Galerien, vor allem kleinere und mittlere, bangen um ihre Existenz. Der Galerist Werner Tammen sagte im Deutschlandfunk, er rechne ohne finanziellen Schutzschirm in den nächsten Monaten mit Insolvenzen. Tammen ist Vorsitzender des Landesverbandes der Berliner Galerien, dem rund 70 Händler angehören.
Der Filmregisseur und Drehbuchautor Christian Petzold (59) empfindet die Zwangspause in der Corona-Krise für sich persönlich als geschenkte Zeit. "Ich habe drei Monate, in denen ich nichts zu tun habe, ich kann Bücher lesen, mir Gedanken machen", sagte er dem "Mannheimer Morgen" (Freitagsausgabe). Er wolle dies nutzen. Sein neuer Film "Undine" sollte im März in die Kinos kommen, der Filmstart wurde wegen des Coronavirus jedoch verschoben. "Es ist wirklich schade", sagte Petzold: "Der Filmstart war groß vorbereitet." Nicht nur in Deutschland, auch in Frankreich hätte der Film in 180 Kinos anlaufen sollen. Petzold, der sich mit Filmen wie "Gespenster" und "Transit" einen Namen gemacht hat, sollte ursprünglich am Sonntag (29. März) im Nationaltheater Mannheim den mit 20 000 Euro dotierten Schillerpreis der Stadt Mannheim erhalten. Wegen der Corona-Krise ist die Preisverleihung auf Herbst verschoben worden.