Das teilte am gestrigen Dienstag die Berliner Akademie der Künste mit, der Cimiotti seit 1994 in der Sektion Bildende Kunst angehörte. Demnach starb der gebürtige Göttinger bereits am 13. Oktober in Wolfenbüttel. Bekannt wurde Emil Cimiotti vor allem durch seine raumgreifenden organischen Bronzeplastiken, die der Stilrichtung des Informel zugerechnet werden. Nach seinem Studium an den Kunstakademien in Stuttgart und Berlin (der angehende Künstler eckte immer wieder an und galt als rebellisch und unangepasst), wurden seine ersten Ausstellungen in den 50er-Jahren von der Kritik verrissen.
Der Durchbruch kam mit dem Preis "Junger Westen", den er 1957 in der Sparte Bronze gewann. Cimiotti nahm mehrmals an der Biennale in Venedig und der Documenta in Kassel teil. Seine Bronzestatuen finden sich auf vielen öffentlichen Plätzen in Deutschland, so steht zum Beispiel der "Gruß an Willi Baumeister" vor dem Rathaus in Marl. In Hannover kennt man den Blätterbrunnen, vor dem Staatstheater Braunschweig plätschert der Cimiotti-Brunnen und in Berlin-Westend steht eine große Kreuzblume aus Metall.
Werke jenseits von Grenzen
Cimiotti wurde 1963 als Gründungsprofessor an die Kunsthochschule Braunschweig berufen und unterrichtete dort bis 1992. Neben seinen Bronzeplastiken arbeitete er auch als Zeichner, und in seinem Spätwerk nutzte er Papier als dreidimensionales Medium, das er faltete und zerknüllte. Die Akademie der Künste ehrt das Werk ihres verstorbenen Mitglieds als ein Oeuvre, das sich abseits jeglicher Grenzen entwickeln konnte.
Cimiotti selbst sagte in den 50er-Jahren, dass seine Kunst keine bewussten Themen habe. "Es gibt nur scheinbare Themen, die bei der Arbeit entstehen", zitiert ihn die Akademie der Künste. "Das sind Berge, die sich aus keinem Erdboden erheben, Bäume, die nie gewachsen sind, Wolken, die nie über uns hinweg ziehen werden, es sind Gebilde, die Berge, Bäume, Busen, Wolken sind. Die alles dieses zugleich sind, vieldeutig, auswechselbar, eins als das andere bedeuten."