Künstler bleibt gelassen

Besucher verändern Ausstellung in Beeskow

Eine Ausstellung über den Wandel wird selbst unfreiwillig einem Wandel unterzogen. Besucher haben die Schau eines Künstlers verändert. Der nimmt den Umbau nun als Gesprächsangebot

Eine durch Besucher veränderte Ausstellung des Künstlers Sven Gatter über den Strukturwandel im ländlichen Raum Ostdeutschlands im Museum Burg Beeskow (Oder-Spree) sorgt derzeit für Schlagzeilen. In der Schau wurden nach Angaben der Burg Installationen aus Kunststoffquadern auseinandergebaut und an anderer Stelle wiederaufgebaut. Der Künstler selbst zeigte sich nach eigenen Worten "überrascht" und "zunächst nicht erfreut", sieht die unfreiwillige Umgestaltung inzwischen aber aus einem anderen Blickwinkel. Seine künstlerische Idee vermittle sich zwar nicht mehr so, es gelte nun aber, pragmatisch damit umzugehen, sagte Gatter der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Ein materieller Schaden sei nicht entstanden, betonte er. Die Schau besteht aus verschiedenen Arbeiten, darunter Videos, Fotos und Material-Skulpturen.

Diese Kombination hatte einige Besucherinnen und Besucher nach Angaben des Museums wohl dazu verführt, selbst Hand an das Arrangement anzulegen. Aufgestapelte und positionierte Styroporquader im Ausstellungsraum, mit denen Gatter verschiedene gelbe und rosafarbene Architekturfragmente geformt hatte, wurden eigenmächtig abgebaut und völlig neu zusammengesetzt. Mehrere Medien hatten berichtet, darunter der "Spiegel" und der rbb.

Da er momentan überwiegend in Kassel wohne und arbeite, könne er den Originalzustand der Ausstellung kurzfristig nicht wiederherstellen, sagte Gatter. Gemeinsam mit der Burg sei entschieden worden, "aus der Not eine Tugend zu machen". "Offenbar haben Besuchende die Ausstellung als Dialogangebot verstanden und eine Antwort darauf gegeben", so die vorsichtige Interpretation des Künstlers. Er wolle gelassen damit umgehen. Die Besuchenden könnten die architektonischen Fragmente nun umgestalten, wenn sie das möchten, sagte Gatter.

Der Künstler widmet sich in dem "raumbezogenen Gesamtkunstwerk" verschwindenden Architekturen im ländlichen Raum. Die entstehende Werkreihe nennt er "Echo Tektur". Zu ihr gehören mehrere Gruppen von Schwarz-Weiß- und Farbfotografien, die unter anderem ruinenartige Reste von aufgegebenen Ziegelsteingehöften, Gasthöfen oder kleinen Betrieben zeigen, aber auch das in ihnen zurückgelassene Inventar. Für Gatter sind die Objekte Metapher für die ambivalenten Phänomene, von denen Transformationsprozesse stets begleitet sind: Zerstörung und Neuinterpretation, Existenzbedrohung und spielerische Übernahme.