In den 90er-Jahren bietet Berlin durch den großen Leerstand den Nährboden für eine Szene, welche die Stadt bald neben New York zu dem Zentrum der internationalen Kunstwelt macht. Vor allem im Stadtteil Mitte funktionieren Enthusiasten alte Ladengeschäfte zu Ausstellungsräumen um, etwa Guido Baudach mit seinen Projektraum Maschenmode. Berlin war die Stadt, wo man als Künstler nach dem Studium hinging, sagt der heutige Galerist in der neuen Folge des Monopol-Podcast "Kunst und Leben".
In den 2000ern wird die Szene professioneller und internationaler. Künstler gehen dahin, wo andere Künstler sind, sagt Monopol-Chefin Elke Buhr in der Podcast-Folge. Aber auch ein weiterer Faktor spielt offenbar eine Rolle: "Ich kenne keine Stadt auf der Welt, wo ich so einer Dichte begegne an richtig interessierten und informierten Zuschauern", so der Künstler Willem de Rooij in unserem Podcast. "Da ist, denke ich, Berlin ununterbrochen attraktiv. Das ist für Künstler sehr sehr wichtig, dass es eine große Menge Menschen gibt, die Kunst unterstützt."
Aber Berlin ist nicht berühmt dafür, dass dort auch Kunst gekauft wird. Noch gibt es verhältnismäßig wenige Sammler. Es werden aber immer mehr, sagen Elke Buhr und Willem de Rooij. Von den rund 400 Galerien, die Berlin zählt, rechnen sich wohl auch nur die wenigsten. Und sie geraten mit den steigenden Mietpreisen zusätzlich unter Druck.
Laut einer Studie des Instituts für Strategieentwicklung leben in Berlin etwa 8.000 Künstler, von denen aber nur die wenigsten von ihrer Kunst leben können. Trotz Nebenjobs verdienen sie im Durchschnitt 20.000 Euro im Jahr, Künstlerinnen verdienen etwa 30 Prozent weniger als männliche Kollegen.
Elke Buhr betont, dass die Stadt Berlin nicht nur Künstlerinnen und Künstler, sondern auch Galerien unterstützen müsse. In dem Bereich werde bislang viel zu wenig getan. Denn ein Projektraum, in dem kostenlos Kunst zu sehen sei, helfe den Künstlern auf lange Sicht nicht, von ihrer Arbeit zu leben. Galeristen seien für eine professionelle Kunstszene essenziell.
Den Berliner Kunstmarkt zu beleben ist das Ziel des Gallery Weekends Berlin und der Messe Art Berlin, ehemals ABC. Die Direktorin Maike Cruse sagt, es gebe eine neue Szene an Berlinern, die man auch für das Kunstsammeln begeistern könne: "Gerade für kleine Galerien ist es wichtig, einen lokalen Markt zu haben, weil sie nicht unbedingt auf die teuren internationalen Messen fahren können."
Warum für sie Berlin immer noch die wichtigste und interessanteste Kunststadt der Welt ist, erzählt sie im Interview mit Detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert im Monopol-Podcast. Außerdem gibt sie Tipps für die Ausstellungen des Gallery Weekends, die noch bis in den Juni hinein kostenlos offen stehen.