Radiobeitrag

Eine Ausstellung, die man mit nach Hause nimmt

Beirut steht nach langen Jahren des Bürgerkrieges und nach der fürchterlichen Explosion im Hafen vor zwei Jahren häufig als Sinnbild einer kaputten Stadt. Die Ausstellung "Beirut and the Golden Sixties: A Manifesto of Fragility" im Berliner Gropius Bau erlaubt Eindrücke, welches künstlerische Potenzial sich zwischen und trotz Krieg, Gewalt und Zerstörung entwickeln kann

Von diesem Freitag an bis zum 12. Juni sind mehr als 220 Arbeiten von 36 Künstlerinnen und Künstlern aus der nahöstlichen Metropole zu sehen. Die historische Dimension wird mit zahlreichen Archivdokumenten deutlich.

Entwickelt haben die Ausstellung Sam Bardaouil und Till Fellrath. Die bisherigen Kuratoren am Gropius Bau sind seit Januar Direktoren am Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, in Berlin. Die Ausstellung haben sie in Zusammenarbeit mit der Lyon Biennale of Contemporary Art organisiert, für die das Duo in diesem Jahr ebenfalls verantwortlich ist.

Fellrath und Bardaouil, der selbst im Libanon geboren ist, zeigen künstlerische Blicke auf die Stadt selbst, die häufig westlich anmutende, aber regional verankerte Lebensweise im "Paris des Nahen Ostens" der 1960er-Jahre, die Formsuche in den Ausdrucksweisen, politische Einflüsse auf die Kunst und Darstellungen des Krieges.

Schlusspunkt der Ausstellung ist eine eigens konzipierte Multimedia-Installation von Joana Hadjithomas und Khalil Joreige. Sie zeigt Videoaufnahmen von Alltagsszenen, die Überwachungskameras im Moment der Explosion im Hafen von Beirut festhielten. In der Folge wurden nicht nur mehr als 200 Menschen getötet, sondern auch Wohnungen und Häuser von mehr als 300 000 Bewohnern zerstört. Zahlreiche Kunstwerke, die nun in Berlin zu sehen sind, hingen während der Katastrophe in Museen und Sammlungen Beiruts.

Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr hat die Ausstellung gesehen und spricht darüber bei Detektor FM, hier zum Nachören: