Die Direktorin des Dessauer Bauhauses, Claudia Perren, hat die Konzertabsage an die linke Punkband Feine Sahne Fischfilet verteidigt. "Es war nie mein Anliegen, die Freiheit der Kunst einzuschränken", sagte sie im Interview von "Zeit online". Sie habe sich aus zwei Gründen gegen den Auftritt der Band im Bauhaus entschieden: "Wir wollten Rechtsradikalen vor dem Bauhaus keine Plattform bieten. (...) Zweitens ist das Bauhausgebäude eine Unesco-Weltkulturerbestätte, die eines ganz besonderen Schutzes bedarf, auch rein physisch."
Rechte Gruppierungen hatten im Internet zum Protest gegen das Konzert der Band aufgerufen. Die Absage trifft eine linke Musikgruppe, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagiert, und war auf heftige Kritik gestoßen.
Perren sagte, sie habe die Musik der Band gar nicht gekannt. Es sei ihr nur um die Vermeidung einer Eskalation und einer möglichen Beschädigung des Bauhauses gegangen. "Sie dürfen über unsere Bauhausbühne nicht mal mit kratzigen Schuhen gehen, da darf kein Nagel in die Wand, ohne dass wir das mit der Denkmalschutzbehörde abgesprochen haben", erläuterte die Direktorin. Sie räumte zugleich Fehler in der Kommunikation ein.
Perren sagte: "Ich freue mich, dass sie einen anderen Ort gefunden haben." Die Band hatte angekündigt, am 6. November in Dessau spielen zu wollen. Ein genauer Ort für den Auftritt ist bisher nicht bekannt.
Kulturschaffende und Architekten protestieren unterdessen mit einem offenen Brief gegen die Entscheidung der Stiftung Bauhaus Dessau, das Konzert abzusagen. Die Landesregierung Sachsen-Anhalts und die Stiftung hätten "der Demokratie und dem kulturellen Leben in unserem Lande schweren Schaden zugefügt", heißt es in dem im Internet veröffentlichten Schreiben. "Besorgniserregend ist, wie die Politik durch offenkundige Weisungen in eine kulturelle Einrichtung hineinregiert."
Auf der Liste der ersten Unterstützer fanden sich am Mittwoch etwa 200 zum Teil bekannte Namen aus dem Museums-, Architektur- und Hochschulbereich. Auch die Künstlerinnen Hito Steyerl und Anne Imhof, der Ausstellungsmacher Kasper König, der Gestalter Erik Spiekermann sowie der Grafiker Klaus Staeck waren darunter. Zu den Unterzeichnern gehört der Kasseler Professor Philipp Oswalt, ehemaliger Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, dessen Vertrag vom Stiftungsrat nach einem Streit nicht verlängert worden war.
Im Offenen Brief heißt es mit Blick auf die Historie des Bauhauses, das von den Nationalsozialisten geschlossen wurde, die jetzige Entscheidung der Stiftung sei "erschreckend geschichtsvergessen". Gefordert wird, "dass die Kontrollgremien von Kultureinrichtungen in Zukunft zumindest hälftig mit Fachvertreter/innen und Vertreter/innen der Zivilgesellschaft besetzt werden".