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Bauhaus-Spuren

Als Keimzelle einer modernen Formensprache schuf das Bauhaus eine völlig neue materielle Realität. Der internationale Einfluss war enorm. Der Fotograf Jean Molitor dokumentiert das weltweite Nachwirken der Kunstschule

Dieses Jahr steht ohne jeden Zweifel im Zeichen des Bauhaus. In geometrische Formen und nüchterne Grundfarben gekleidet warten die Erinnerungen an das hundertjährige Gründungsjubiläum der epochemachenden Weimarer Kunstschule an jeder Ecke auf.

Offensichtlich ist, dass die Farb- und Formensprache des Bauhaus weit über die Ränder der diesjährigen Jubiläumsplakate führt: In Beton, Stahl und Glas gegossen haben sich die ästhetischen Prinzipien der Schule weltweit verewigt und den Dekor endgültig verdrängt. Auch wenn das Bauhaus nur 14 Jahre bestand, zunächst in Weimar, dann ab 1925 in Dessau und zuletzt in Berlin, wo es 1932 nach nur einem Jahr von den Nazis geschlossen wurde, gilt es heute als ein Synonym der Moderne. Mit den vielen Protagonisten, die das Land damals zwangsläufig verlassen mussten, strahlten auch die progressiven Ideen über alle Grenzen aus. Keine andere Bewegung hat einen vergleichbar großen Einfluss auf die internationale Architektur und Gestaltung gehabt.

Auf den Spuren dieser Avantgarde begibt sich der Fotograf Jean Molitor seit 2009 regelmäßig auf Reisen quer durch die Welt. Der einstige Schüler Arno Fischers ist durch Europa, Afrika, Asien und Amerika gereist, um die Erben des Bauhaus aufzuspüren und zu archivieren. Von Guatemala nach St. Petersburg, vom Kongo bis Berlin stieß er auf Bauten, die bis heute den sachlich-schnörkelosen Zeitgeist des Bauhaus atmen.

Seine menschenleeren, skulptural inszenierten Aufnahmen nehmen eine Formästhetik in den Fokus, in der sich die moderne Sehnsucht nach Ordnung, Funktionalität und neuen, industriellen Materialien abzeichnet. Fast nostalgisch, befreit von allem, was auf die heutige Zeit hindeuten könnte, fängt er ihre mal stur kubischen, mal organisch geschwungenen, architektonischen Körper in schwarzweißen Fotografien ein und versammelt sie unter dem Projektnamen "bau1haus". Oft sind die Architekten und Entstehungsdaten der dokumentierten Bauten nicht mehr auszumachen, dennoch verdeutlicht das Projekt den weitreichenden Austausch und die gegenseitige Inspiration, in der die Bauhaus-Ästhetik global als gemeinsamer Nenner erkennbar wird.

Der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus präsentiert Molitors Reise nun in der Fotoausstellung "bau1haus – Die Moderne in der Welt". Monopol präsentiert eine Auswahl der Bilder in der Fotostrecke oben.