Wie The Guardian berichtet, ist die "MV Louise Michel!, benannt nach einer französischen feministischen Anarchistin, seit dem 18. August im zentralen Mittelmeer unterwegs. Banksys Beteiligung an der Rettungsaktion geht auf den September 2019 zurück, als er eine E-Mail an die deutsche Aktivistin Pia Klemp schickte, die ehemalige Kapitänin mehrerer NGO-Boote, die nach eigenen Angaben in den letzten Jahren Tausende von Menschen gerettet haben. Klemp hielt die Anfrage, ob sie den Erlös aus Banksy-Werken zum Thema Flucht für ein Boot gebrauchen könne, zuerst für einen Scherz, dann wurde aus dem Kontakt doch noch eine Kooperation.
Die pink bemalte "Louise Michel" segelt unter deutscher Flagge und ist mit einem Banksy-Kunstwerk ausgestattet, das eine seiner typischen Mädchenfiguren in einer Schwimmweste und mit einer herzförmigen Sicherheitsboje zeigt. Die 31 Meter lange Motoryacht, die früher den französischen Zollbehörden gehörte, soll kleiner, aber schneller als andere NGO-Rettungsschiffe und damit schneller als die Boote der libyschen Küstenwache sein, die Migranten in Seenot wieder zurück nach Libyen bringen, wo in den Auffanglagern immer wieder schwere Verstöße gegen die Menschenrechte gemeldet werden.
Nach Angaben von "Sea-Watch" war die "MV Louise Michel" bereits an der Rettung von 89 Menschen beteiligt und sucht nun einen sicheren Hafen oder ein Schiff der europäischen Küstenwache, das die Personen an Bord übernimmt. Kapitänin Klemp betonte gegenüber dem "Guardian", dass sich Banksys Rolle auf die Finanzierung beschränke. Er wolle nicht so tun, als wisse er besser als die Crew, wie man ein Rettungsboot steuert, und die SAR-Aktivisten wollten nicht als Künstler auftreten.
Banksy, der seit Jahrzehnten anonym arbeitet, ist bekannt für seine gesellschaftskritischen Werke. Immer wieder hatte er in seinen Werken die Flüchtlingspolitik der EU kritisiert und sich für die Aufnahme von Geflüchteten ausgesprochen. Im Jahr 2020 sind bereits mindestens 500 Menschen beim Versuch, aus Nordafrika per Boot nach Europa zu gelangen, ums Leben gekommen. Die Dunkelziffer wird sehr viel höher geschätzt.
UPDATE 29. August: Die Besatzung der "Louise Michel" hat die italienische Küstenwache und das maltesische Militär per Twitter um Hilfe gebeten