Von Basel bis New York

Baselitz-Festspiele

Anlässlich des 80. Geburtstags von Georg Baselitz sind in Basel, Berlin, München, New York und Washington Werke des deutschen Malers zu sehen

"Dummerweise werden wir Maler immer noch mit Pianisten und Geigern in einen Topf geworfen", beschwerte sich Georg Baselitz in einem Interview mit dem "Kunstforum". "An Kunsthochschulen wird überprüft", so Baselitz weiter, "ob jemand in der Lage ist, mit einem Bleistift eine interpretative und vergleichbare Ähnlichkeit herzustellen, und genau das kann ich nicht. Wer mit Punkt, Punkt, Komma, Strich ein Gesicht darstellt, wird abgelehnt, und wer es richtig macht, wird aufgenommen. Es ist nicht gefragt, wo der größere Geist steckt."

Georg Baselitz, 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz, Sachsen, geboren, wusste immer, was er wollte. 1957 fliegt er von der Ost-Berliner Hochschule wegen "gesellschaftspolitischer Unreife", kann sein Studium aber in West-Berlin – bei Hann Trier – fortsetzen und sorgt 1963 in der Berliner Galerie Werner & Katz für einen handfesten Skandal mit den Bildern "Die Große Nacht im Eimer" und "Der nackte Mann". In der Fondation Beyeler in Basel ist letzteres "Skandalbild" nun zu bestaunen. Ab Juni wird die umfangreiche Ausstellung in veränderter Form nach Washington ans Hirshhorn Museum and Sculpture Garden weiterziehen. "Der nackte Mann", dessen Phallus-Darstellung so viel Wirbel ausgelöst hatte, führte 1964/65 zu gerichtlichen Auseinandersetzungen.

Im Kunstmuseum in Basel sind Papier­arbeiten von Baselitz zu sehen. Es sind über 100 großformatige und farbige Blätter, in denen die Auseinandersetzung mit der Tradition und die kämpferische Opposition gegen herrschende Tendenzen stark zum Ausdruck kommen. Helden, Adler oder Selbstporträts ziehen sich durch, stilistisch und methodisch aber setzt der Künstler immer wieder neu an. So stellt der Maler von 1969 seine Motive auf den Kopf und lenkt damit vom Inhalt ab, rückt stattdessen Form und Farbe in den Vordergrund, bleibt aber bei der figürlichen Darstellung.

Ebenfalls zum 80. Geburtstag des Künstlers präsentiert die Staatliche Graphische Sammlung München Hauptwerke seines Schaffens. Es sind Werke, die von radikal expressiven Holzschnitten aus den späten 50er- und frühen 60er-Jahren bis hin zu Probedrucken seiner großformatigen, lyrisch sensitiven Farbradierungen aus der jüngsten Zeit reichen. Die Michael Werner Gallery in New York zeigt noch bis zum 24. Februar Werke von Baselitz, die zwischen 1977 und 1992 entstanden sind. Und ab dem 23. Januar kann man in der Berliner Galerie Contemporary Fine Arts die Ausstellung "Hommage à Georg Baselitz" sehen, realisiert von Kunsthistoriker Siegfried Gohr.

Baselitz' Kunst ist eine, die sich jenseits abstrakter oder gegenständlicher Bildkonzepte ereignet. Laut Baselitz ist weder die Abstraktion noch die nach dem Krieg wiederentdeckte Gegenständlichkeit die radikalere künstlerische Haltung. Beides kommt in seiner ausdrucksstarken Kunst zusammen.