"Power 100"

"ArtReview": Galeristen Wirth die Wichtigsten im Kunstbetrieb

Die jährliche "ArtReview"-Rangliste der wichtigsten Player im Kunstbetrieb sorgt immer wieder für heiße Diskussionen. Dieses Jahr führt eine Mega-Galerie die "Power 100" an.

Die Schweizer Galeristen Iwan und Manuela Wirth sind im Ranking "Power 100" die derzeit einflussreichsten Personen im internationalen Kunstbetrieb. Das Ehepaar landete auf der vom britischen Kunstmagazin "ArtReview" herausgegebenen Rangliste dieses Jahr auf Platz 1. Die Galeristen hätten mit Dependancen in Zürich, London, New York, einem kürzlich eröffneten Kunstzentrum auf einem Bauernhof im britischen Somerset und einem geplanten museumsähnlichen Zentrum in Los Angeles "die Idee, was eine kommerzielle Galerie sein kann, erweitert", sagte "ArtReview"-Chefredakteur Mark Rappolt der Deutschen Presse-Agentur.

Auf Platz zwei folgt der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei, der nach einem jahrelangen Ausreiseverbot im August nach Deutschland gekommen war. Auf Platz drei liegt der deutschstämmige New Yorker Mega-Galerist David Zwirner. Der Vorjahreserste Nicholas Serota, Chef der Tate Britain, kommt nur noch auf den fünften Rang.

Von den deutschen Künstlern erklomm der Fotograf Wolfgang Tillmans Platz elf. Gerhard Richter, der regelmäßig die Künstlerbestenliste "Kunstkompass" anführt, fiel von Platz 16 auf Rang 27 zurück. Weitere deutsche Vertreter in den "Power 100" sind etwa die Künstlerin Isa Genzken (31), die Galerien Sprüth Magers (13), Daniel Buchholz (40), Neugerriemschneider (78) und Esther Schipper (79) sowie der Direktor der Neuen Nationalgalerie in Berlin, Udo Kittelmann (60).

Das von einer anonymen 16-köpfigen internationalen Jury erstellte Ranking gilt als die wichtigste Rangliste der weltweiten Kunstbranche. Kriterien sind der internationale Einfluss auf die Kunstproduktion und der Beitrag zur Kunst im Jahr zuvor. Die Liste umfasst weniger Künstler als vor allem Galeristen, Kuratoren, Sammler und Museumschefs.

Unter den ersten Acht der "Power 100" gibt es im Vergleich zu den Vorjahren nicht viel Bewegung. So sind dort erneut der einflussreiche US-Kunsthändler Larry Gagosian (6), der Chef des New Yorker Museum of Modern Art, Glenn D. Lowry (7), das Londoner Serpentine-Direktorenteam Hans Ulrich Obrist & Julia Peyton-Jones (4) und die Performance-Künstlerin Marina Abramovic (8) zu finden.

Auf den hinteren Plätzen tauchen inzwischen auch einflussreiche Kuratoren, Galeristen und Künstler aus Südamerika, Afrika (Kamerun und Südafrika), Nahost (Libanon) und Asien (Indien, Bangladesch) auf - laut "ArtReview" ein Zeichen der zunehmenden Internationalisierung der zeitgenössischen Kunst.

Mit dem Ehepaar Wirth stehen nach dem US-Kunsthändler Larry Gagosian zum zweiten Mal Galeristen auf Platz eins der Liste der 100 mächtigsten Menschen in der Kunstbranche. Während Gagosian nach Schätzungen die höchsten Einnahmen unter den Galerien erzielt, sei der wachsende Einfluss der Wirths darauf zurückzuführen, dass sie das Modell des Verkaufs und der Vermarktung von Kunst verändert hätten. Das Ehepaar habe verstanden, "dass der Verkauf von Kunstwerken nicht die ganze Geschichte ist, sondern dass die Vermögenden auch einen Lifestyle verkauft bekommen wollen", hieß es bei "ArtReview".