Ist es ein Angriff auf die gute alte Art Cologne? Oder eine willkommene Ergänzung der Kunstszene Rheinland? Sicher ist: Die neue Art Düsseldorf hat sich viel vorgenommen. Im späten November feiert sie in den alten Schmiedehallen des Areal Böhler ihre erste Ausgabe, mit einer beachtlichen Galerienliste.
Hervorgegangen aus der leidlich populären Kölner Art.Fair, kann der Debütant eigentlich nur gewinnen, zumal anzunehmen ist, dass der smarte Unterstützer in Gestalt der Schweizer Messegesellschaft MCH Group seine an der Art Basel erprobten Qualitätsspuren hinterlassen wird. Dazu Messedirektor Walter Gehlen: "Wir merken bereits im Vorfeld die starke Expertise und profitieren von dem internationalen Netzwerk. In Sachen Kommunikation unterstützt uns zum Beispiel die Agentur Sutton PR aus London. Die Ausstellungsarchitektur bestreitet Tom Postma Design aus Amsterdam, ein Dienstleister, der auch schon für die Tefaf, die Art Basel oder die Art Brussels tätig ist. Das sind die besten Voraussetzungen, um gleich mit der ersten Ausgabe zu punkten."
Nicht zuletzt die authentisch polierte Industriehalle trägt das Ihre dazu bei, dass unter den rund 80 Teilnehmern neben den vielen rheinländischen Platzhirschen wie Thomas Zander, Michael Werner oder Hans Mayer die Neugier von zehn Berlinern geweckt werden konnte. Mit dabei: die Galerie KOW, die mit einer neuen Videoarbeit von Clemens von Wedemeyer anreist, der nach einer Idee von Christoph Schlingensief und Alexander Kluge riesige Kopfbüsten im All zum Kreisen bringt.
Aufhorchen sollte man bei den Schwergewichten aus den USA. Neben David Zwirner ist Marlborough Contemporary mit von der Partie. Die New Yorker lassen Werke von Julius von Bismarck, Tony Matelli oder Jonah Freeman & Justin Lowe einfliegen. Aus Tel Aviv reist die Dvir Gallery an und bringt Arbeiten von David Maljkovic, Latifa Echakhch, Jonathan Monk und Simon Fujiwara mit, der sich an einem imaginären Modell des Hauses von Anne Frank abarbeitet. Und die Zilberman Gallery aus Istanbul lenkt den Blick auf die kurdische Tragödie mit den verkohlt schwarzen Trümmerskulpturen des in London lebenden irakisch-kurdischen Künstlers Walid Siti, der schon mehrfach an der Venedig-Biennale teilgenommen hat.
Für empfindlichere Gemüter bietet der Antwerpener Zen-Hobbymeister Axel Vervoordt sanfte Medizin, etwa eine skulpturale Installation des chinesischen Konzeptkünstlers Kwan Sheung Chi. Sie erinnert an ein überdimensionales schwarzes Haar, das den White Cube, sich windend und luftig kreisend, in Beschlag nimmt. Beck & Eggeling bestreiten ihr Heimspiel ebenfalls mit einem Eyecatcher, einer lebensgroßen, 30-teiligen Figurengruppe aus der Werkstatt der im Frühjahr verstorbenen Grande Dame der polnischen Kunst Magdalena Abakanowicz.
So viel Welt bei einer eigentlich überschaubaren Messe, die nicht müde wird, ihre regionale Bindung zu bekräftigen – diesen elastischen Spagat hält das Rheinland allemal aus.