Art-Cologne-Chef Hug im Interview

"Wir fürchten niemanden"

Foto: dpa
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Art-Cologne-Direktor Daniel Hug

Die größte deutsche Kunstmesse Art Cologne hat jetzt einen Ableger in Berlin, dafür ist allerdings vor der eigenen Haustür ernstzunehmende Konkurrenz entstanden. Direktor Daniel Hug versichert: "Wir fürchten niemanden"

Die deutsche Kunstmesse-Landschaft ist in Bewegung. In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur kommentiert Art-Cologne-Direktor Daniel Hug die jüngsten Entwicklungen. Er spricht über zahlungskräftige Berliner Sammler, die in seinen Augen noch umsatzschwache Konkurrenz aus Düsseldorf und die eigene Messe vom 19. bis zum 22. April.

Im vergangenen Jahr hat die Koelnmesse die zuletzt arg angeschlagene Berliner Kunstplattform ABC übernommen und mit ihr die Art Berlin entwickelt, die im September zum ersten Mal veranstaltet wurde. Wie ist es gelaufen?
Daniel Hug: Super. Überraschend gut. Dass es in Berlin keine Sammler gibt, ist ein Mythos. Das ist wirklich völlig falsch.

Interessant. Haben die auch Geld, diese Sammler?
Ja, absolut. Drei Galerien haben mir hinterher erzählt, dass sie an Berliner Sammler verkauft haben, die sie vorher noch gar nicht kannten.

Wo haben die sich denn bisher versteckt?
Die ABC war vorher sehr spezifisch, sie war auf das bekannte Sammlerpublikum ausgerichtet, quasi die Leute, die alle schon kennen. Mit einer gut aufgestellten Kunstmesse, die eine gewisse Breite von Galerien abdeckt, erreicht man ein deutlich größeres Publikum. Und dann sind Kunstmessen natürlich auch gut für Einsteiger, die überhaupt erstmal einen Überblick gewinnen wollen. Die können dort an einem Tag mehr als 100 Galerien sehen.

Nochmal nachgefragt: Die Messe hat nicht nur zahlungskräftige Sammler von außerhalb angezogen, sondern auch aus Berlin selbst?
Schauen Sie, die Stadt hat 3,2 Millionen Einwohner, da muss es bestimmt mindestens 200 geben, die ein großes Portemonnaie haben und sich für Kunst interessieren. Und mehr braucht man eigentlich gar nicht.

Dann gab es letztes Jahr noch eine neue Kunstmesse, die Ihnen aber weniger gefallen haben dürfte, denn das ist potenziell Konkurrenz für die Art Cologne: die Art Düsseldorf, hinter der auch die Schweizer Messegesellschaft MCH steht, die die Art Basel ausrichtet. Diese Art Düsseldorf ist ziemlich eingeschlagen, nicht wahr?
Sie hatten einen guten Start, ja. Aber andererseits waren nur rund 80 Galerien da. Und mit dieser Anzahl an Ausstellern kann man nicht sehr viel Umsatz machen. Man braucht mindestens 100, das ist die kritische Masse. Das wissen wir aus Berlin. Mit knapp 80 kann es passieren, dass man erstmal ins Minus geht.

Den Schweizern dürfte so schnell nicht das Geld ausgehen.
Ja, die sollte man nicht unterschätzen. Ich glaube auch nicht, dass die so schnell aufgeben werden, selbst wenn sie für die nächsten fünf Jahre ein Minus machen. Vielleicht suchen sie jetzt Sponsoren.

Wie sehr müssen Sie diese Konkurrenz fürchten?
Wir fürchten niemanden. Wir sind bestens aufgestellt. Und das Gute ist, dass wir uns dadurch bei der Art Cologne noch mehr Mühe gegeben haben. Wir haben diesmal einige Neuerungen.

Als da wären?
Wir haben die große Halle in der mittleren Ebene, in der die zeitgenössischen Kunstgalerien sich befinden, besser aufgeteilt. So haben wir die Schwergewicht-Aussteller über die ganze Halle verteilt. In der Mitte der Halle ist eine große Plaza, die als Ruhezone dienen soll, ein Riesenplatz, 100 Meter lang und 40 Meter breit. Dazu haben wir das gesamte innere der Halle komplett geschwärzt. Man sieht also nur die Stände, die Halle verschwindet quasi. Das wird sehr sexy.

Und die Aussteller? Bleiben Ihnen die großen Namen treu?
Mehr als das. Zum einen haben wir wieder viele internationale Schwergewichte wie David Zwirner, Gagosian, Hauser & Wirth, Thaddaeus Ropac und White Cube, es kommen aber auch einige große Galerien zum ersten Mal, zum Beispiel Lisson Gallery aus London, Kamel Mennour aus Paris oder Gio Marconi aus Mailand. Sie sehen, um die Art Cologne muss man sich aktuell wirklich keine großen Sorgen machen.

ZUR PERSON: Daniel Hug (49) hat die Art Cologne 2009 in einer tiefen Krise übernommen und dann wieder groß gemacht. Es kam damals überraschend, dass als neuer Direktor niemand aus dem rheinischen Dunstkreis ausgewählt wurde, sondern ein Außenseiter aus Los Angeles. Der in der Schweiz geborene Amerikaner strukturierte die Messe neu, richtete sie internationaler aus und gewann nahezu alle namhaften abtrünnigen Aussteller zurück. Allerdings wird er mittlerweile von einigen nicht zugelassenen Galeristen auch kritisiert.