Herr Spiegler, für die Art Basel gilt in diesem Jahr erstmals ein Gleitpreismodell, von dem jüngere und kleinere Galerien profitieren sollen. Wie genau sieht dieses Modell aus?
Bislang bezahlten alle Galerien im Hauptsektor den gleichen Quadratmeterpreis. Künftig hängt der Quadratmeterpreis von der Größe der Galeriekoje ab, sodass Galerien mit größeren Ständen mehr pro Quadratmeter zahlen als solche mit kleineren Ständen. Außerdem erhalten Neuzugänge in diesem Sektor einen Rabatt von 20 Prozent im ersten Jahr und von 10 Prozent im zweiten Jahr ihrer Teilnahme.
Der aktuelle "Art Basel & UBS Art Market Report" bestätigt das Auseinanderdriften des Marktes: Das Top-Segment – Unternehmen, die mehr als 500 000 Dollar im Jahr einnehmen – wächst. Kleine Galerien mit weniger als einer Viertelmillion Dollar Umsatz haben dagegen einen Umsatzrückgang von 18 Prozent hinzunehmen. Reichen Ihre Maßnahmen, um dem entgegenzusteuern?
Wir sind uns bewusst, dass diese Anpassungen nicht die systematischen Herausforderungen lösen, vor denen viele Galerien stehen. Auch wenn die Art Basel eine wichtige Kraft ist, sind wir nicht in der Position, diese Probleme allein zu beheben. Dennoch glaube ich, dass das neue Modell ein wichtiger Schritt ist. Das Wichtigste, das wir zur Unterstützung der Galerien tun können, ist, weiterhin in unsere Messen zu investieren und sicherzustellen, dass wir unsere Aussteller mit neuen Sammlern in Kontakt bringen oder ihnen helfen, bestehende Kontakte aufrechtzuerhalten.
Sind weitere Schritte – etwa Unterstützungen bei Transport und Aufbau der Kojen – für Sie denkbar?
Einsparungen in diesen Bereichen retten keine Galerie. Zusätzlich zur Einführung des neuen Modells haben wir die Standkosten in den Sektoren Statements und Feature dieses Jahr reduziert. Wir überlegen fortwährend, wie wir unsere Galerien am besten unterstützen können. Dabei liegt unser Fokus darauf, die Dienstleistungen für unsere Galerien weiter zu verbessern.
Einige Mega-Galerien erscheinen zunehmend autonom: Sie sichern sich im Wochentakt neue Kunststars oder Künstlernachlässe, sie betreiben eigene Magazine und Verlage, Restaurants und Hotels, verfügen über ein globales Netzwerk von Verkaufsfilialen. Macht Ihnen diese Entwicklung Sorgen?
Wie in so gut wie jedem anderen Markt, geht auch im Kunstmarkt Internationalisierung mit Konsolidierung einher. Wir verstehen unsere Messen als Plattformen, um diese Marktkonzentrationen auszugleichen, indem wir jeder Galerie auf der Messe Zugang zu den Sammlern jeder anderen Galerie verschaffen. Letzten Endes ist das unser größter Wert: Großartige Sammler aus aller Welt mit großartigen Künstlern aus aller Welt zusammenzubringen, mittels der Galerien, die so viel Arbeit in die Laufbahnen der Künstler stecken.
Brauchen diese Mega-Galerien überhaupt noch Messen – oder ist die Teilnahme eher schon ein Akt der Solidarität?
Ich weiß aus Gesprächen mit den größeren Galerien, dass unsere Messen für sie sehr gut funktionieren. Gerade erst in Hongkong berichteten einige von ihnen, ihre Stände am ersten Tag ausverkauft zu haben.
Von der Verdrängung des Marktgeschehens ins Internet ist in letzter Zeit nicht mehr so oft die Rede. Bleibt die Kunst, bleiben die Kunstmessen immun gegen die Digitalisierung?
Das Digitale spielt auch weiterhin eine wichtige Rolle im Kunstmarkt – am stärksten Instagram. Aber ich betrachte das Digitale nicht als Konkurrenz zu dem, was wir anbieten, sondern als Ergänzung. Die Messen sind mehr als bloße Verkaufsplattformen. Sie bieten die Gelegenheit, neue Sammler kennenzulernen und Kunstwerke real zu erleben – dazu ist das Internet bislang nicht in der Lage.