Welches ist wohl ihr ikonischstes Bild? Der junge Sigmar Polke im übermütigen Sprung, mit absurd großer Brille und fliegendem Fusselhaar? Der nachdenkliche Joseph Beuys, hinter ihm die bronzene Hand einer Skulptur von Rodin? Oder die Sequenz mit Land-Art-Künstler Walter De Maria, der mit seinem Körper die Linien auf der Startbahn eines Flughafens nachzeichnet, im Stehen, im Liegen?
Ein Jahrzehnt lang, nach dem Abschluss ihres Fotografiestudiums in Hamburg 1968, hat Angelika Platen alle fotografiert, die in der Kunst in Deutschland wichtig waren, traf Warhol und Beuys auf Vernissagen, porträtierte Gerhard Richter, Blinky Palermo, Christo und viele andere. Mit ihren Bildern für die "Zeit" und andere Medien verdiente sie ihr Geld, die Kunstszene war ihre Heimat.
Ende der 70er legte Platen die Kamera zur Seite und ging mit ihrem zweiten Mann nach Paris. Erst Ende der 90er, nach ihrer Rückkehr nach Deutschland, verfolgte sie ihr fotografisches Werk weiter. "Mit der Farbe habe ich erst gefremdelt", sagt sie. "Für mich ist Schwarz-Weiß auch schon farbig." Doch zunehmend schwang sie sich auf die digitale Farbfotografie ein – wie früher ausschließlich mit natürlichem Licht, ohne Scheinwerfer und Blitz. Und sie stellte fest, dass ihre alte Fähigkeit sie nicht verlassen hatte: in intensiven Kontakt zu kommen zu den Künstlern und Künstlerinnen.
Dass die Porträtierten sich in ihrer Gegenwart wohlfühlen, sieht man den Bildern durch alle Jahrzehnte an. Ob Jonathan Meese oder Marina Abramović, die unterschiedlichsten Charaktere fängt Angelika Platen auf ikonische Weise ein. Wer in ihrer Heimatstadt Berlin auf Eröffnungen geht, begegnet der zurückhaltenden, eleganten Erscheinung häufig. Erkennbar an einer kleinen schwarzen Kamera.