Archivtische statt großformatiger Hängungen, dazwischen viel Raum – so beginnt "Andy Warhol Exhibits - A glittering alternative" im Wiener Mumok. Zu entdecken gibt es Arbeiten, die seit ihrer Präsentation in den 1950er-Jahren teils erstmalig wieder zu sehen sind: eine Serie von "Marbled Papers", die Warhol zu Skulpturen formte und faltete. Zeichnungen, in denen Sujets noch vage angedeutet statt pornografisch ausformuliert wurden, und frühe Leinwände, die der Künstler mit Schablone und der gerade erst marktreifen Sprühdose bearbeitete.
Um dieses nur wenig später aus dem Verkehr gezogene Frühwerk aufzubereiten, hat Kuratorin Marianne Dobner viel recherchiert: Etliche Werke stehen nur in Listen vermerkt, Ausstellungsansichten gibt es kaum, zugehörige Galerien existieren nicht mehr.
Auch die höchst ikonischen Arbeiten in der zweiten Etage hat man zwar schon als Bild, aber lange nicht in dieser Form gesehen. Der Clou liegt in der räumlich präzisen Rekonstruktion von "Cow Wallpaper" und "Silver Clouds", wie sie der Künstler ursprünglich bei Leo Castelli in New York inszenierte – getrennt voneinander, nicht wie heute meist zusammengepackt. Genauer hinschauen ist das Leitmotiv dieser Ausstellung, die den Künstler vor und neben dem Mythos freilegen will: den zarten, feinfühligen Warhol. Warhol als Ausstellungsmacher, der den Raum auch in seinen zweidimensionalen Werken mitdachte. Bei Bruno Bischofberger zeigte der Künstler wunderschöne Kinderbuchillustrationen, platziert auf Augenhöhe der Tochter seines Schweizer Galeristen.
Die Schau vermittelt eine anschauliche Lektion über künstlerische Markenbildung: welche eigenen Werke man ermorden muss, um Kunststar zu werden.