Eigentlich wünscht man sich als Geistlicher ja, dass ab uns zu mal ein Zeichen von oben kommt. Allerdings sollte dieses Zeichen am besten nicht aus herabstürzenden Gebäudeteilen bestehen. Deshalb fand der erste Gottesdienst in der ausgebrannten Pariser Kathedrale Notre Dame in ungewöhnlichem Ornat statt: Sowohl die Kleriker, darunter der Erzbischof von Paris, Michel Aupetit, als auch die Gläubigen trugen bei der Andacht in einer der östlichen Kapellen einen Helm.
Zur Messe waren nur gut 30 Personen anwesend, eher ein symbolischer als ein partizipativer Termin für die nun kirchenlosen Mitglieder der Notre-Dame-Gemeinde. Der Raum wirkte auf den Fernsehbildern des katholischen Senders KTO weitgehend unbeschädigt, allerdings hatte der französische Chefarchitekt für historische Bauwerke kürzlich gewarnt, dass die Kathedrale jederzeit einstürzen könne. Die Diözese kündigte jedoch an, so bald wie möglich einen Andachtsraum für alle Gläubigen in der Kathedrale einzurichten, sobald das aus Sicherheitsgründen möglich sei.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte angekündigt, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wieder aufzubauen. Ob die Priester mit ihren neuen Bauarbeiter-Accessoires mit anpacken müssen, wird sich zeigen.
Ein Interview mit dem belgischen Künstler Wim Delvoye zu seinen Wiederaufbauplänen für Notre Dame lesen Sie im Monopol-Juniheft.