Ausstellung in Basel

Schmeckt's?

Janine Antoni "Mortar And Pestle", 1999
Foto: Janine Antoni, Courtesy Luhring Augustine

Janine Antoni "Mortar And Pestle", 1999

Kunst soll meist vor allem ins Auge gehen, die anderen Sinne bleiben eher unterbeschäftigt. Eine Ausstellung im Museum Tinguely in Basel will das ändern - und fragt seit dieser Woche nach dem Geschmack von Kunst

Unser Geschmackssinn spielt nicht nur eine unterschätzte Rolle im sozialen Miteinander, er wird - abgesehen vom Stück Kuchen im Museumscafé - auch in Ausstellungen kaum gebraucht. Dabei kann Geschmack auch in der Kunst wirksam werden. Das Baseler Museum Tinguely - gewidmet dem ewigen Tüftler und Forscher Jean Tinguely - setzt seine Ausstellungsreihe zu den menschlichen Sinnen mit einer international besetzten Schau über das Schmecken fort. Ist also Kunst süß, sauer, bitter, salzig oder umami? Janine Antoni, Marisa Benjamim, Otobong Nkanga, Emeka Ogboh, Shimabuku, Andy Warhol, Tom Wesselmann, Elizabeth Willing und andere geben ganz unterschiedliche Antworten. Manche Kunstwerke, wie Emeka Ogbohs "Sufferhead"-Bier, kann man tatsächlich konsumieren, bei anderen geht das Werk dann doch wieder über das Sehen, das eine körperliche Ahnung eines Geschmacks transportiert.  

Die New Yorker Künstlerin Janine Antoni hat mit ihrer Fotografie "Mortar and Pestle" ein Bild geschaffen, das vielen Betrachtern einen Schauer über den Rücken jagt. Darin sieht man in radikaler Nahaufnahme, wie eine Person den Augapfel einer anderen leckt. Ist das jetzt eklig übergriffig? Unhygienisch? Oder zärtlich vertrauensvoll? "Ich wollte wissen, wie sein Sehsinn schmeckt", kommentiert die Künstlerin selbst ihr Foto. Auch wenn diese Szene nicht uneingeschränkt zum Nachmachen empfohlen werden kann: sie steht für eine komplexe Sinnesverwirrung durch Kunst.