"Der Aufstieg und Aufstieg der Amanda Gorman" – so feiert die US-"Vogue" die junge Poetin auf ihrem Cover. Als Dichterin, Aktivistin, Stilikone und als "Phänomen". Was in der "Vogue"-Wahrnehmung sicher auch erstmal heißt: covertauglich, weil umwerfend schön. Wie eine freundliche Herrscherin posiert sie in einem schulterfreien Kleid, das auf den ersten Blick wirkt wie ein traditioneller African-Wax-Print-Stoff, und sich auf den zweiten als große Louis-Vuitton-Stola entpuppt. Der künstlerische Leiter der Herrenkollektion, Virgil Abloh, bezieht sich damit auf sein eigenes afrikanisches Erbe, das Louis-Vuitton-Canvas-Muster ist eingewoben in die starken geometrischen Motive. "Die Welt ergibt mehr Sinn, je mehr Geschichten erzählt werden", schrieb Virgil Abloh zum Cover bei Instagram.
Fotografiert wurde Amanda Gorman (23) von Annie Leibovitz (71), der People-Fotografin schlechthin, die mit ihren Inszenierungen teilweise mehr Aufwand betreibt als eine durchschnittliche Hollywood-Produktion. Im Inneren des Heftes sehen wir Gorman vor einer savannenhaften Hügellandschaft mit ausgebreiteten Armen in einem gelben fleißenden Abendkleid von Aliétte, dessen lange Schleppe im Wind weht.
"The Hill We Climb" (gerade mit dem Untertitel "Den Hügel hinauf" auf Deutsch erschienen) heißt ihr Gedicht, das sie zur Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden vortrug. In einem gelben Prada-Mantel, mit dem – und mit ihren Worten natürlich – sie sich in das Gedächtnis der Öffentlichkeit leuchtete. Mit ihrer neuen Prominenz hofft Gorman selbst, "ein Sprungbrett für Veränderungen" zu sein. Dass Gelb schon immer ihre Lieblingsfarbe war, was sie trägt, wie sie spricht, dass ihr Profil an die guten alten Supermodel-Zeiten erinnert, steht jetzt in der "Vogue"-Geschichte. Und dass sie Präsidentin werden will.