Ihre Kunst, sagte sie einmal in einem Interview, sei wie ein gutes Glas Meursault-Wein. Es dauere eine Weile, bis sich der Geschmack entfalte, aber dann sei er großartig. Von den Weinen Frankreichs verstand die 1992 verstorbene Amerikanerin etwas: 1925 in Chicago geboren, verbrachte sie den Großteil ihres Lebens in dem europäischen Land, unter anderem in dem Ort Vétheuil, wo auch Monet einige Jahre lang gelebt hatte. Was passt, denn trotz der abstrakten Malweise lassen viele Bilder Mitchells die Natur hinein, sie skizzieren Lichtpunkte, deuten Wasser und Pflanzen an.
Ihren Ausgangspunkt fand Mitchells Werk im New York der 50er-Jahre, wo sie sich als Frau im Machoclub der abstrakten Expressionisten um Willem de Kooning und Jackson Pollock behauptete. Anders als etwa Pollock behielt Mitchell in ihren gestischen Kompositionen das Prinzip von Figur und Grund bei, ein semantischer Rest blieb bestehen.
Die Schau in Bregenz vereint Hauptwerke aus den großen Museen der Welt mit selten gezeigten Malereien aus Privatsammlungen. Noch näher kommt man der durchaus als eigenwillig geltenden Künstlerin durch erstmals präsentierte Fotos, Filme und Briefe aus dem Archiv der Joan Mitchell Foundation.